Meinhard von Zallinger
Vor 125 Jahren wurde der Dirigent Meinhard v. Zallinger geboren. Er hat über viele Jahrzehnte an der Bayerischen Staatsoper gewirkt – erst, von 1926 an, drei Spielzeiten als Korrepetitor, dann von 1935 bis 1944 als Kapellmeister und schließlich von 1956 an als „Erster Staatskapellmeister“, als der er auch stellvertretend für die jeweiligen Generalmusikdirektoren fungierte. Sein Repertoire reichte von Monteverdi bis in die Moderne, wobei Mozart immer im Mittelpunkt stand. Auch die beiden Richards, Wagner und Strauss, dirigierte er an der Bayerischen Staatsoper oft und gerne. Seine Leidenschaft fürs Musiktheater schlug sich überdies in einem drei Jahre währenden Engagement als musikalischer Leiter an Walter Felsensteins Komischer Oper in Berlin nieder. Mit einer Vorstellung von Mozarts Figaro am 25. Juni 1973 nahm er seinen Abschied vom Nationaltheater München und damit auch von seiner Laufbahn als Dirigent. 1990 ist der aus einer alten Südtiroler Familie stammende, in Wien zur Welt gekommene Dirigent im Alter von 93 Jahren in seiner Wahlheimat Salzburg gestorben.Brigitte Fassbaender hat unter Meinhard v. Zallingers Leitung ihr Debüt als Octavian im Rosenkavalier gegeben – in einer geschlossenen Vorstellung für die Freunde des Nationaltheaters. In ihren Memoiren Komm’ aus dem Staunen nicht heraus (C. H. Beck, München 2019) erinnert sie sich daran, wie er ihre frühen Schritte als Opernsängerin begleitet hat:„Einer der prägenden Musiker meiner Anfängerzeit, an den ich mit Hochachtung und Dankbarkeit denke, war Meinhard von Zallinger, erster Staatskapellmeister des Hauses. Er hielt mich unnachgiebig, wissend und unbeirrbar dazu an, die spezifischen Anforderungen des Mozart-Stils zu bewältigen. Mozart war seine absolute Domäne. Er probierte mit uns jungen Sängern ausdauernd und pünktlich, was immer es von Mozart zu singen gab. Ihm verdanke ich Unendliches an Geduld und Wissensvermittlung und nicht zuletzt wunderbare Abende mit ihm am Pult und mir, der manchmal überforderten, aber immer bemühten Anfängerin vor ihm auf der Bühne. Wenn er seinen etwas verschobenen Kopf mit dem markanten Unterkiefer leicht und lächelnd zur Seite neigte, dann war in meinem Singen sicher der Stoßseufzer zu hören: Er war zufrieden. Ich war es natürlich nicht, aber versprach, es beim nächsten Mal besser machen zu wollen. Er war ein ausgezeichneter Dirigent, einer von den Stillen, Unaufwändigen, ein glänzender Handwerker und großer Musiker. Von kaum jemandem habe ich so viel gelernt wie von ihm, von seiner Disziplin, seiner Akribie, die nie kleinlich war, sondern immer nur der Musik verpflichtet, von seiner Noblesse und seiner Könnerschaft.“(M. K.)