Ein ganz besonderer Konzertort hat drei Mitglieder des Opernstudios am vergangenen Samstag erwartet. Früh morgens machten sich die Sopranistin Juliana Zara, der Bariton Andrew Hamilton und der Pianist Michael Pandya auf den Weg in das futuristisch anmutende, Raumschiff-artige Klinikum Großhadern, das die Kinderkardiologie der LMU beherbergt. Die kleinen Patienten der Station sind schwer herzkrank und auf ein sogenanntes „Berlin Heart“ angewiesen, das als mechanisches Unterstützungssystem das kranke Herz am Leben erhält – so lange bis ein Spenderorgan gefunden wird. Ein Leben außerhalb der Klinik ist für die Patientinnen und Patienten nicht möglich – ein Opernbesuch schon dreimal nicht. Deshalb kommt die Oper einfach zu ihnen und verwandelt den Speisesaal des Klinikums für eine Stunde in eine Opernbühne!
„Die Corona-Pandemie hat Kunstschaffende wie Kunstbegeisterte gleichermaßen hart getroffen. Diese Veranstaltung ist ein Anfang, um das Kulturangebot am Klinikum wieder zu stärken“, sagte Prof. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums, „und den kleinen Patienten und ihren Familien, die oft viele Wochen oder Monate im Krankhaus verbringen müssen, eine Freude machen.“
Mit Stücken aus der „Zauberflöte“ und „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, „I feel pretty“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ und Brahms‘ „Feinsliebchen“ sollen die sechs Herzkinder und ihre Eltern und Geschwister, Pfleger*innen und betreuenden Ärzte für eine Stunde den Klinikalltag hinter sich lassen. Tobias Truniger, Leiter des Opernstudios, ließ mit den Geschichten hinter den Stücken die Musik noch erlebbarer werden.
Für einige der Kinder war es ein ganz neues und bisher unbekanntes Erlebnis, Musik von „echten“ Sängerinnen und Sängern zu hören. Der dreijährige Daniel beispielsweise hat 950 Tage auf ein Spenderherz gewartet, das ihm just drei Wochen vor dem Konzert transplantiert werden konnte. Umso mehr war es einer der berührendsten Momente des Konzerts, als er sich bei der Zugabe die beiden Sänger noch einmal aus allernächster Nähe angesehen hat und schließlich am Bühnenrand zu den Klängen von Brahms tanzte. Zu Zeiten als das „Berlin Heart“ noch der ständige Begleiter an seiner Seite war, wäre das sicherlich nicht so einfach möglich gewesen. Vielleicht stehen beim nächsten Konzert noch mehr Kinder am Bühnenrand und können ohne Berlin Heart tanzen!
Die 23-jährige Tamara singt selbst im Chor, der von einer ausgebildeten Opernsängerin geleitet wird. Durch die Erkrankung muss sie darauf zurzeit leider verzichten, aber das Konzert hat bei ihr viele Erinnerungen ausgelöst und gibt ihr ja vielleicht die Hoffnung, bald wieder selbst in ihrem Chor zu singen – wir wünschen es ihr von ganzem Herzen!
Nicht nur für die kleinen und großen Zuschauerinnen und Zuschauer war das Konzert eine willkommene Aufheiterung. Auch Juliana, Andrew und Michael haben mit großer Freude für die Kinder gesungen und ihre leuchtenden Augen und wippenden Köpfe dabei beobachtet.