Opernbesuch versus Lockdownblues

Als Schule, die am Pilotprojekt „Kulturschulen in Bayern“ teilnimmt, durften wir während des letzten Lockdowns mit der Bayerischen Staatsoper zusammenarbeiten. Initiiert und moderiert von unserem Musiklehrer Herrn Aichner konnten alle interessierten Schülerinnen und Schüler an vier Opern (Puccini – La bohème, Monteverdi – L’Orfeo, Smetana – Die verkaufte Braut, von Weber – Der Freischütz) via Videokonferenz teilnehmen. Dabei trafen wir uns zunächst gemeinsam zu einer „Vorbesprechung“ der Oper, in welcher einige Schülerinnen und Schüler die Handlung vorab präsentierten. Danach startete jeder für sich auf dem Laptop das Opern-Video. In einer zuvor vereinbarten Pause und am Ende trafen wir uns wieder in der Konferenz, um uns in Ruhe über das Gesehene auszutauschen.
Zusätzlich zu den Veranstaltungen bearbeiteten wir im Musik- und Kunstunterricht Aufgaben zu den Opern, die wir uns zuvor aus verschiedenen Arbeitsaufträgen in beiden Fächern aussuchen konnten – vom Erstellen eines Opernmenüs über den Dreh eines Erklärvideos zur Opernhandlung oder vom Schreiben einer Opernkritik in Musik bis hin zum Designen von Kostümen und Gestalten von Bühnenbildern und Programmheften im Fach Kunst.

Alle Projekte im Rahmen von „Opernbesuch versus Lockdownblues“ 

„Als ich von dem Opernprojekt sowie den digitalen Opernbesuchen erfuhr, war ich gespannt. bis dahin hatte ich – wie wahrscheinlich die meisten von uns – noch nie eine echte Oper gesehen, und das Opernprojekt versprach, endlich Abwechslung in den eintönigen Lockdown-Alltag zu bringen. Aber ich war auch ein wenig skeptisch, da das Ganze ja digital stattfinden sollte und wir gelegentlich Verbindungsprobleme bei Schul-Videokonferenzen hatten, was dann aber super funktioniert hat. 
Relativ unvoreingenommen – ich hatte mich lediglich über Inhalt sowie Epoche kurz informiert – besuchte ich also digital drei der vier Opern. 
Meine erste Oper war L’Orfeo. Ich kannte die Geschichte und war überrascht, wie gut sie sich modern interpretieren lässt. L’Orfeo wählte ich auch für die Aufgaben, die wir für den Musik- und Kunstunterricht zu bearbeiten hatten. Im Rahmen einer Schreibwerkstatt versuchte ich mich u. a. daran, selbst einen Arientext aus Sicht eines der Beteiligten aus L’Orfeo zu gestalten. Außerdem entwarf ich ein Werbeplakat für die Oper. Beide Arbeiten machten mir angesichts der spannenden Inszenierung und Interpretation, die ich von L’Orfeo gesehen hatte, großen Spaß.
Die verkaufte Braut bescherte mir einen heiteren Opernabend. Das lustige und unterhaltsame Stück ließ die Stunden wie im Flug vergehen. Dramatischer und spannender ging es dagegen bei Der Freischütz zu, dem letzten unserer Opernabende. 
Der gesamte Ablauf dieser Abende war rundum gelungen. Opernflair zu Hause war eine wirklich gut Alternative zum Fernsehabend! Dass diese Art des Projekts nicht nur bei mir, sondern bei allen Schülerinnen und Schülern definitiv gut angekommen ist, erkennt man spätestens an den vielen tollen Ergebnissen, die seit Abschluss des Projekts auf der Kulturhomepage unserer Schule zu bewundern sind. Es war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, die zusammen mit den Aufgaben endlich ein wenig Farbe in den grauen Lockdown-Alltag gebracht hat.“  (Florian Mändl, Klasse 10b)


„Das Opernprojekt war für mich ein ungewöhnliches (in gutem Sinne) Experiment. Die letzten Jahre mussten wir sehr wenige Aufträge in den Fächern Musik und Kunst bearbeiten und es war auch neu für mich, mich selbst mit dem Stoff auseinanderzusetzen und nicht im Unterricht vom Lehrer mit der nötigen Theorie gefüttert zu werden. 
Für meinen Auftrag in Musik habe ich online die Oper La bohème angesehen und dazu eine Präsentation über die Beziehungen der Protagonisten und die einzelnen Charaktere erstellt. Es war meine erste Oper, die ich gesehen habe, und ich hatte viel Spaß dabei, die Persönlichkeiten zu analysieren, um meinen Beitrag nachvollziehbar zu gestalten. Ein paar meiner Mitschülerinnen und Mitschülern haben sogar einen Podcast zu einer der verfügbaren Opern aufgenommen, der die Handlung erklärte und ihre eigene Meinung einbrachte. 
Parallel durften wir uns im Fach Kunst ein zusätzliches Projekt zu unserer Aufgabe in Musik ausdenken. Ich selbst habe mich entschlossen, zwei kontrastierende Kostüme für die beiden Protagonistinnen der Oper La bohème zu entwerfen. Da die beiden Damen unterschiedlich vermögend waren, informierte ich mich über die Kleidung von Arm und Reich zu der Zeit, in der die Oper spielt. Da ich mich für Mode und ihre Geschichte interessiere, war es für mich sehr spannend, die Schnitte, Accessoires und Details von Kleidern in dieser Zeitperiode, abhängig vom Reichtum ihrer Trägerinnen, zu verstehen. Ich war überrascht, wie kreativ und einfallsreich wir sind, wenn wir die Chance und den gestalterischen Freiraum dazu bekommen.“ (Isabelle Mamikonian, Klasse 10a)


Durch das Online-Opernprojekt konnten wir erste Eindrücke zur Oper sammeln. Jedoch ersetzte unser Projekt, obwohl es eine sehr gute Alternative war, kein physisches Opernerlebnis. Für die Zukunft wünschen wir den Klassen, dass sie zum gemeinsamen Opernbesuch vor Ort ebenfalls ein fächerübergreifendes Projekt bearbeiten dürfen, Für Jugendliche, die normalerweise nicht mit Opern in Kontakt kommen, ist das eine tolle Form, um sich dem Thema zu nähern. Danke, dass wir das umsetzen durften!

Florian Mändl und Isabelle Mamikonian (Jahrgangsstufe 10, Reuchlin-Gymnasium Ingolstadt)