Zum Tod VON Péter Eötvös

Der Komponist und Dirigent Péter Eötvös ist am Sonntag, dem 24. März, nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren in Budapest gestorben. Sein Wirken als schaffender und ausübender Musiker, nicht zuletzt auch als Lehrer und Förderer, hat unzählige Menschen berührt und viele Künstler der nachfolgenden Generationen geprägt.

Nach anfänglichem Studium in Budapest ging Eötvös nach Köln, wo er mit Karlheinz Stockhausen zusammenkam und am Studio für elektronische Musik des WDR arbeitete. Pierre Boulez berief ihn als Musikalischen Leiter zum Ensemble intercontemporain nach Paris. An der Hochschule für Musik Karlsruhe und an der Musikhochschule Köln unterrichtete er als Dozent und später als Professor ebenso wie bei Meisterkursen in aller Welt, als Dirigent erhielt er Einladungen der bedeutendsten Klangkörper, auch eine Chefposition bekleidete er ein gutes Jahrzehnt lang: beim Radio-Kammerorchester im niederländischen Hilversum, wo er in dieser Zeit auch seinen Wohnsitz hatte. Nach Ungarns Beitritt in die Europäische Union im Jahr 2004 zog er zurück in sein Heimatland.

Insbesondere für die Bühne hat Péter Eötvös Bleibendes geleistet. Nicht weniger als vierzehn Opern stehen in seinem Werkverzeichnis. Davon gehört Tri sestri (Drei Schwestern) – auf ein Libretto nach Anton Tschechow – zu den meistgespielten Musiktheaterwerken der vergangenen dreißig Jahre: nicht nur im Uraufführungsjahr 1998 war die Besetzung der drei Schwestern und ihrer Schwägerin mit drei Countertenören spektakulär. Auch Angels in America nach dem gleichnamigen Schauspiel von Tony Kushner hat Dutzende Inszenierungen erlebt, oft vom Komponisten weiterentwickelt und zugeschnitten auf die jeweiligen Aufführungsorte; das Stück über Endzeitängste im Zeichen der Aids-Epidemie bleibt bis heute ein Meilenstein. Love and Other Demons nach dem Roman von Gabriel García Márquez wurde unter der Musikalischen Leitung von Vladimir Jurowski beim Glyndebourne Festival aus der Taufe gehoben.

Die Bayerische Staatsoper verdankt Péter Eötvös die als Auftragswerk entstandene Oper Die Tragödie des Teufels, deren Libretto der Dichter Albert Ostermaier verfasst hat. Die Uraufführung am 22. Februar 2010 und mehrere weitere Vorstellungen im Nationaltheater München dirigierte der Komponist selbst, Regie führte Balázs Kovalik in einer Installation von Ilya und Emilia Kabakov. Die Überarbeitung dieses Werkes unter dem Titel Paradise Reloaded (Lilith) inszenierte erstmals Johannes Erath als Koproduktion der Neuen Oper Wien mit dem Festival Wien Modern 2013. Die Uraufführung seines vorletzten Bühnenwerks, Sleepless (nach Jon Fosse), inszenierte der ebenfalls der Bayerischen Staatsoper verbundene Regisseur Kornél Mundruczó 2021 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Nun ist Péter Eötvös für immer verstummt. Seine Werke aber werden noch lange der Menschheit viel zu sagen haben.

M.K. 

 

 
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl
Die Tragödie des Teufels © W. Hösl