Die Passagierin
Mord verjährt nicht. Schuld auch nicht. Lisa, während des Zweiten Weltkrieges SS-Aufseherin im Konzentrationslager Auschwitz, sieht sich im hohen Alter mit ihrer Täterinnenrolle ihrer Jugend konfrontiert. Auf einer Schiffsreise glaubt sie, in einer Passagierin Marta zu erkennen, eine von ihr im KZ perfide unterdrückte Gefangene. Damit drängt sich die Vergangenheit, die sie doch so minutiös über all die Jahre sorgfältig zu unterdrücken versuchte, wieder in ihr Bewusstsein. Die zweiaktige Oper von Mieczysław Weinberg wurde 1968 komponiert, Weinbergs Eltern und seine Schwester kamen im KZ Trawniki ums Leben. Grundlage für das Libretto war die Erzählung von Zofia Posmysz. Sie war eine polnische Widerstandskämpferin, Redakteurin und Autorin. Von 1942–1945 war sie in Auschwitz interniert, die Befreiung erlebte sie im KZ Neustadt-Glewe. Posmysz, die sich bis zuletzt für mehrere Gedenk- und Bildungseinrichtungen engagierte, starb 2022 knapp zwei Wochen vor ihrem 99. Geburtstag in einem Hospiz in Oświęcim. Die Münchner Neuproduktion ist die erste Inszenierung seit ihrem Tod. Die Passagierin kreist um die Themen Erinnerung und Schuld aus einer heutigen Perspektive.