Sie haben nur ein paar Minuten Zeit und suchen nach den entscheidenden Eckdaten rund um Dido and Aeneas ... Erwartung?
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#BSOdido
Krzysztof Warlikowski verbindet Dido and Aeneas ... Erwartung zu einem durcherzählten Musiktheaterabend ohne Pause. Verbunden werden beide Werke mit einem Interlude: einem elektronischen Zwischenspiel, das auch szenisch-choreografisch Handlung und Atmosphäre des Musiktheaterabends weiterführt. Komponist des Interludes ist Paweł Mykietyn, mit dem Krzysztof Warlikowski eine lange Zusammenarbeit verbindet.
Das Libretto zu Henry Purcells Dido und Aeneas verfasste der englische Dichter und Schriftsteller Nahum Tate (1652-1715), der für seinen Text auf ein eigenes Theaterstück zurückgriff, die Tragödie Brutus of Alba or The Enchanted Lovers aus dem Jahr 1678. Dieses wiederum greift Motive auf aus dem vierten Gesang des unvollendeten Epos Aeneis von Vergil (70-19 v. Chr.). Circa 220 Jahre später, im Sommer 1909, wurde Arnold Schönberg die angehende Wiener Ärztin Marie Pappenheim vorgestellt. Unter dem Pseudonym Maria Heim hatte sie sich einen Namen als Autorin von Gedichten gemacht. Die Idee zu einem Bühnenstück entstand höchstwahrscheinlich im gemeinsamen Gespräch, die Textvorlage zu Erwartung verfasste Pappenheim in wenigen Tagen: „Ich schrieb im Gras liegend mit Bleistift auf großen Bogen Papier, hatte keine Kopie, las das Geschriebene kaum durch.“
Dido und Aeneas ist das erste vollständige Bühnenwerk des 30-jährigen Henry Purcells – und das einzige, dass den Gattungstitel „An Opera“ trägt. In England gab es zu dieser Zeit keine eigenständige Operntradition: Dido und Aeneas ist ein innovatives, singuläres Werk in der europäischen und englischen Operngeschichte, ohne direkte Vorgänger und Nachfolger. Purcell verschmolz Einflüsse der italienischen, französischen und englischen Bühnentradition zu einer ganz eigenen Form und verdichtet die Erzählung auf nur eine Stunde. In seiner Musik dominiert das Dramatische, stehen die Affekte und Emotionen der Figuren und Situationen der knappen Handlung im Vordergrund gegenüber der reinen Gesangsvirtuosität.
Auch Arnold Schönberg stellt seine Komposition ganz in den Dienst der dramatischen Handlung, wenn auch auf ganz andere Art: in völlig freier Tonalität lässt Schönberg das groß besetzte spätromantische Orchester die Seelenzustände einer Frau nachzeichnen: „In der Erwartung ist es die Absicht, das, was sich in einer Sekunde seelischer höchster Erregung abspielt, sozusagen mit der Zeitlupe, auf eine halbe Stunde ausgedehnt, darzustellen.“ Arnold Schönberg vertonte Pappenheims Text in nur 17 Tagen zwischen dem 27. August und dem 12. September 1909.
Die Entstehungs- und Uraufführungsgeschichte von Dido und Aeneas ist verworren und nicht eindeutig. Fest steht, dass Purcells Dido 1689 in Chelsea unter Leitung des zur damaligen Zeit berühmten Ballettmeisters Josias Priest aufgeführt wurde. Wahrscheinlich fand die Uraufführung der Oper aber bereits einige Zeit vorher statt, entweder um 1684 am Hofe Charles‘ II., um 1687 am Hofe Jakobs II. oder im Umfeld der Thronbesteigung von William III. und Mary II. im Jahr 1689. Das Monodram Erwartung wurde erst 15 Jahre nach Vollendung der Komposition uraufgeführt: Zahlreiche Versuche einer früheren Aufführung durch Schönberg waren gescheitert. Alexander von Zemlinsky setzte es am 6. Juni 1924 schließlich auf das Programm des Musikfestes der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Prag. Nach der Uraufführung schrieb Anton Webern über ein „unerhörtes Ereignis: Es ist darin mit aller überlieferten Architektonik gebrochen“.
