AB: Von 1985 bis 1990 warst du am Stuttgarter Ballett. Was ist deine schönste Erinnerung an diese Zeit?
MR: Es war eine wunderbare Erfahrung, mit Künstlerinnen und Künstlern wie Marcia Haydée, Birgit Keil oder Richard Cragun zusammenzuarbeiten. Vor allem Marcia hat mir geholfen und mich sehr unterstützt. Ich hatte die Ehre, ihre erste Ballettproduktion von Dornröschen zu dirigieren.
AB: Du hast mit vielen Compagnien gearbeitet. Wie würdest du das Bayerische Staatsballett charakterisieren?
MR: Das Bayerische Staatsballett ist für mich heute eine der Top-Compagnien. Es gibt hier viele talentierte, wundervolle Solisten, die auch Persönlichkeit haben. München ist für mich ohne Frage sehr weit oben im Ranking. Ebenso wie es Stuttgart zu Zeiten von Marcia Haydée war.
AB: Jetzt dirigierst du Alice im Wunderland in der Choreographie von Christopher Wheeldon. Was ist deine Lieblingsszene?
MR: Ich liebe die Szenen, in denen Alice und Jack aufeinandertreffen. Das sind wunderschöne Melodien und wundervolle Harmonien. Auch das Ende des zweiten Akts mag ich sehr. Das Glockenspiel und die Harfe geben dem Ganzen eine ganz besondere Klangfarbe. Und der Walzer ist natürlich auch toll – obwohl der Komponist Joby Talbot eigentlich erst gar keinen Walzer komponieren wollte.
AB: Du hast viele Preise gewonnen. Was bedeuten sie dir?
MR: Das sind für mich besondere Auszeichnungen, mit denen man manchmal gar nicht rechnet. Einmal, da war ich noch sehr jung, haben wir Ragtime Musik aufgenommen, Scott Joplins „The Red Back Book“. Rückblickend ging dann alles sehr schnell. Wir waren auf Tournee, hatten ausverkaufte Konzerte – und gewannen plötzlich einen Grammy für die beste klassische Kammermusik. Es ist mir schon passiert, dass ich im Supermarkt diese Einspielung gehört habe. In so einem Moment denkst du, wow, du hast es geschafft (er lacht).
AB: Hast du schon mal einen Preis für ein klassisches Ballett-Dirigat bekommen? Gibt es sowas überhaupt?
MR: Vor sieben Jahren hat Vladimir Malakhov den Marie-Taglioni-Award ins Leben gerufen. Da gab es Kategorien wie den besten Tänzer, die beste Tänzerin, den besten Choreographen etc. Und ich war einer von drei Nominierten für den besten Ballett-Dirigenten. Einen Preis für das beste Ballett-Dirigat im eigentlichen Sinne gibt es aber nicht wirklich – obwohl es doch berühmte Dirigenten gibt, die Ballette leiten. Das ist sehr schade.
AB: Hast du ein Lieblingshaus?
MR: Oh, das muss München sein (er lacht). Nein, im Ernst: Meine Lieblingshäuser sind wirklich München und Boston. Ich hatte die Ehre, viel mit dem Boston Symphony Orchestra zu arbeiten. Jedes Mal, wenn ich dort auf die Bühne gehe, ist das eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre. Auch München hat ein tolles Opernhaus mit einer großartigen Akustik. Also ja, in München und Boston mache ich am liebsten Musik.
AB: Myron, wir danken dir für dieses Gespräch!