SH: Ist das eine Erfahrung, die du in allen Stücken machst, in denen du tanzt?
RF: Nicht jede Choreographie spricht mich in der gleichen Weise an. Aber ich liebe den Tanz und die Musik seit meiner Kindheit. Und auf der Bühne kann ich verschiedene Aspekte meiner Persönlichkeit zeigen, ob es nun durch die von Hip-Hop geprägte tänzerische Sprache von Marion Motin oder der Schattenakt in La Bayadèreist.Ich möchte auf der Bühne einfach treu mir zu mir selbst sein, dann bin ich am glücklichsten.
SH: Wir wissen, dass die Karriere von Tänzerinnen und Tänzern kürzer ist als in den anderen Sparten. Denkst du an deine eigene berufliche Zukunft und an das, was nach dem Ballett kommen könnte?
RF: Es gibt diese Uhr, die tickt, aber ich fühle mich immer noch sehr gut und möchte so lange wie möglich diesem Beruf nachgehen. Ob ich später einmal Choreographien einstudiere, wie ich es jetzt für Le Grand Sot mache, weiß ich noch nicht. Ich studiere berufsbegleitend Psychologie an einer neuseeländischen Universität. Vielleicht gibt es für mich eines Tages eine zukünftige Aufgabe in der Sportpsychologie, wo ich mit der nächsten Generation von Tänzern arbeiten kann.
SH: Und wie siehst du die Zukunft des Balletts als Kunstform?
RF: Ich glaube, dass das Ballett wegen seiner Diversität und seinen verschiedenen Stilen sein Publikum ohne Probleme finden wird.
In Kanada hatten wir ein Outreach-Programm, bei dem wir kleinere Ausschnitte aus Produktionen gezeigt hatten, um Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Ballett zu ermöglichen. Das stieß auf ein riesiges Interesse. Das war ein ganz einfaches Format, das etwas sehr Integrierendes hatte. Daran denke ich gerne zurück. Tanz und Musik waren im Laufe der Geschichte ein fester Bestandteil jeder Kultur. Tanz ist unsere universelle Sprache der Emotionen, der Verbundenheit, des Geschichtenerzählens und des Feierns. Das Ballett wird nicht verschwinden. Es braucht einfach positive, persönliche Begegnungen, die die Menschen willkommen heißen.