Autor: Serge Honegger
Am 26. Juni 2023 jährt sich der Todestag des Choreographen John Cranko zum fünfzigsten Mal. Kurz nachdem die New York Times John Crankos Leistung als „Das deutsche Ballettwunder“ gefeiert hatte, starb John Cranko am 26. Juni 1973 auf einem Rückflug aus den USA nach Dublin.
Das Bayerische Staatsballett verdankt dem Ausnahme-Theaterkünstler unter anderem die Münchner Versionen von Romeo und Julia, Onegin und Der Widerspenstigen Zähmung. Kürzlich hat der ehemalige Tänzer und Ballettdirektor Ashley Killar eine umfangreiche Biographie seines ehemaligen Mentors und Vorbilds John Cranko herausgebracht. Die englischsprachige Publikation führt in die Welt von John Cranko und zeichnet die verschiedenen Stationen seiner Biographie nach, zu denen auch sein Wirken in München gehört. So übernahm Cranko parallel zu seiner Arbeit als Direktor in Stuttgart von 1968 bis 1972 auch die Tätigkeit als Chefchoreograph des Balletts der Bayerischen Staatsoper. Seinen herausragenden Platz in der Ballettgeschichte errang er durch seine Kreationen abendfüllender Ballette – ein Genre, das durch ihn neue Belebung, einen neuen Stellenwert im Ballett der westlichen Welt bekam. Sowohl Romeo und Julia als auch Onegin werden in der kommenden Spielzeit 2023-24 auf der Bühne des Nationaltheaters zu erleben sein.
Das Buch von Ashley Killar ist über den Troubador Bookshop erhältlich, oder bei Ihrem örtlichen Buchhändler. Sobald das Buch im Opernshop der Bayerischen Staatsoper vorliegt, finden Sie auch hier einen Link dazu.
Zum Autor: Ashley Killar wurde an der Royal Ballet School ausgebildet und begann seine Karriere bei John Cranko am Stuttgarter Ballett. Dort tanzte er in den ersten Aufführungen vieler Cranko-Ballette, darunter Romeo und Julia und Onegin. Crankos Arbeit inspirierte Ashley während seiner gesamten Karriere beim Scottish Ballet, beim Sadler's Wells Royal Ballet und als künstlerischer Leiter der Napac Dance Company und dem Royal New Zealand Ballet.
Kurzbiographie zu John Cranko: Nachdem er seine Heimat Südafrika verlassen hatte und nie mehr zurückkehrte, wurde Cranko schnell zum festen Choreographen des Royal Ballet. Er arbeitete mit Größen wie Benjamin Britten und John Piper zusammen und ermutigte den jungen Kenneth MacMillan choreographisch tätig zu werden. Er war unermüdlich innovativ und entwickelte eine erfolgreiche Musical-Revue, Cranks, sowie Dauerbrenner wie Pineapple. Sein Charme und Witz machten ihn bei Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen beliebt, doch in den späten 1950er Jahren begann sein Stern zu verblassen. Dies und ein viel beachteter Skandal veranlassten Cranko, England in Richtung Deutschland zu verlassen. Dort wurde seine Arbeit als Direktor und Choreograph des Stuttgarter Balletts zu einem phänomenalen Erfolg, der in die ganze Ballettwelt ausstrahlte. Fünfzig Jahre nach seinem tragisch frühen Tod bereichern Crankos Handlungsballette weiterhin das Ballettpublikum in aller Welt.