LIGETIS JUKE-BOX 

Das fällt aus dem Rahmen: Er setzte Autohupen und Türklingeln als Instrumente ein, und unter seinen Werken finden sich Titel wie Nonsense Madrigals oder Hungarian Rock. Wohl kaum ein Komponist hat so viel Humor an den Tag gelegt wie György Ligeti. Zunächst auf den Spuren seines Landsmanns Béla Bartók wandelnd, widmete er sich ungarischer Folklore, floh dann nach Wien und wurde zu einem gefeierten Exponenten der Neuen Musik. Er experimentierte mit elektronischen Klängen, erweiterte das Spektrum vokaler Artikulationsformen und schrieb jene irisierenden Sphärenklänge, die Stanley Kubrick in seinem Film 2001: Odyssee im Weltraum weltberühmt machte. Er komponierte gewissermaßen mit dem Schalk im Nacken, sah sich dabei aber durchaus als antibürgerlichen Rebell, der uns bis heute durch seine unorthodoxen Denkansätze überrascht.

„Ligetis Juke-Box“ bietet bereits im Vorfeld der Festspielpremiere von György  Ligetis „Anti-Anti-Oper“ Le Grand Macabre ein Rahmenprogramm – ähnlich eklektisch wie sein Schaffen selbst – und ermöglicht die Begegnung mit einem der ungewöhnlichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

KURZINFO ZUM KOMPONISTEN


György Ligeti (1923–2006), 1956 im Zuge der Niederschlagung des ungarischen Aufstands nach Österreich geflohen, avancierte rasch zum Star der Neue-Musik-Szene. Nach Aufsehen erregenden Orchesterwerken wie Atmosphères – weltberühmt dank Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum – schuf er mit Le Grand Macabre seine einzige Oper. Thema: die bevorstehende Apokalypse in dem Fantasiereich Breughelland. Den Bewohnern gelingt es, den leibhaftigen Tod zu überlisten – er schläft im Rausch ein. Der Weltuntergang bleibt aus. Doch vielleicht ist genau das die heutige Katastrophe: dass alles so weitergeht wie bisher …?

„Man kann die Musik sinnlich erleben, auch wenn man ihre Struktur nicht versteht.“
- György Ligeti

DIE VERANSTALTUNGEN IM EINZELNEN

Auf ein Date mit Ligeti

Erschrecken Sie nicht, wenn in den Umgängen des Foyers Maestro Ligeti höchstselbst mit Ihnen ins Gespräch kommen möchte. Fragen Sie ihn, was Sie schon immer über zeitgenössische Oper wissen wollten!

Termine der Installation: jeweils 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn und in der Pause am 30.5., 2.6. und 7.6. (Norma), 15.6. (Romeo und Julia), 16.6. (La Cenerentola), 18.6. (La traviata)

Ort: Foyer Nationaltheater/Balkon, im linken Umgang

Ligetis Juke-Box

Einführung zu Le Grand Macabre

München spielt zum ersten Mal Ligetis einzige Oper? Da ist es Ehrensache, dass der Komponist höchstpersönlich in virtueller Form die Einführung hält! Ausnahmsweise finden diese Veranstaltungen (eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, Dauer: ca. 20 Minuten) im Capriccio-Saal statt.

Termine: 28.06., 01.07., 04.07., 07.07.2024

Ort: Capriccio-Saal

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Toccata à la Ligeti

Ligeti hat bei Monteverdi geklaut und die berühmte Blechbläser-Fanfare zu dessen Oper Orfeo karikiert: bei Ligeti sind es allerdings Autohupen. In der Parkettgarderobe (im linken Foyerbereich) haben Sie ab Anfang Juni Gelegenheit, die Ligeti’schen Hupen selbst auszuprobieren und ihre eigenen Klangwelten aufzubauen! Drücken Sie gern auf die Tube.

Termin: ab Anfang Juni jeweils 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn

Ort: Parkettgarderobe

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Stelldichein!: Ligeti Meets Kafka im Kunstlabor 2

György Ligetis musikalische Bandbreite ist enorm. Er komponierte Autohupenfanfaren und hochdramatische Chormusik, ließ Metronome zum Cluster anschwellen und verstand sich auf filigranste Klaviermusik. Beim Stelldichein! im Kunstlabor 2 an der Dachauer Straße trifft seine wunderbar enigmatische Kammermusik auf skurril-untergründige Texte von Franz Kafka und Daniil Charms. In einem Parcours durch die Räume des Kunstlabors begegnen die Zuschauer:innen tänzerischen Improvisationen und einer Choreographie zu Ligetis Three Pieces for Two Pianos, Kafkas und Charms’ rätselhaft-faszinierenden Erzählminiaturen sowie Ligetis Streichquartett Nr. 1 mit dem verheißungsvollen Titel „Métamorphoses nocturnes“. Es spielen Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters, es tanzen Mitglieder des Bayerischen Staatsballetts, und es liest Valentino Dalle Mura vom Residenztheater.

Außerdem hat das Publikum Gelegenheit, die ständige Ausstellung im Kunstlabor sowie die Sonderausstellung der Bildenden Künstlerin Dasha Minkina zu besuchen und im Anschluss mit beteiligten Künstler:innen ins Gespräch zu kommen. The Artist is Present!

Mittwoch, 12. Juni 2024, 20.00 Uhr, Kunstlabor 2, Dachauer Str. 90, 80335 München

Ligetis Juke-Box
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Sehend hören

Erst ins Museum, dann in die Oper!

Die Reihe sehend hören verbindet in Kooperation mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ausgewählte Inszenierungen mit einem Museumsbesuch. Die Verbindung von Bühne und Musik, Bild und Gesang gibt der Kunstform Oper ihre besondere Kraft. Im Museum werden die spezifischen emotionalen wie interpretativen Ansätze aktueller Münchner Inszenierungen zum Anlass für die Begegnung mit Kunstwerken genommen. Im Dialog werden Brücken zwischen den Künsten geschlagen und Einendes wie Trennendes sichtbar gemacht.

Termine: 25.06., 02.07., 05.07.2024 

Ort: Alte Pinakothek

Im Rahmen von vier Führungen wird die Expertin für Flämische Barockmalerei Dr. Mirjam Neumeister in der Alten Pinakothek das Gemälde „Das Schlaraffenland“ von Pieter Breughel d. Ä. vorstellen.

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LE GRAND MACABRE

Oper in zwei Akten (1978) | Premiere am 28. Juni 2024
Komponist György Ligeti. Libretto von György Ligeti und Michael Meschke nach dem Schauspiel La balade du Grand Macabre von Michel de Ghelderode.