PRESSEINFORMATION: PREMIERE „KRIEG UND FRIEDEN“ AM 5. MÄRZ 2023
Die Bayerische Staatsoper feiert am Sonntag, 5. März 2023, um 17 Uhr im Nationaltheater die Premiere von Krieg und Frieden (Woina i mir) von Sergej Prokofjew. Das Libretto schrieben Sergej Prokofjew und Mira Prokofjewa nach dem gleichnamigen Buch von Lew Tolstoi.
Inszeniert wird das Werk von Dmitri Tcherniakov, der an der Bayerischen Staatsoper bereits Chowanschtschina, Dialogues des Carmélites, Simon Boccanegra und Lulu und sowie jüngst Der Freischütz erarbeitete. Elena Zaytseva, die erneut mit Dmitri Tcherniakov zusammenarbeitet, hat für die Neuinszenierung die Kostüme entworfen.
Die Hauptpartien Fürst Andrei Bolkonski und Natascha Rostowa werden von Andrei Zhilikhovsky und Olga Kulchynska gesungen.
Die Premiere wird live auf STAATSOPER.TV übertragen.
DAS WERK
Ein gewaltiges, jeden Rahmen sprengendes Werk: Sergej Prokofjews monumentale Vertonung von Lew Tolstois monumentalem Buch Krieg und Frieden. Die 1809 bis 1812 in der Zeit vor und während Napoleons Russland-Feldzug spielende Handlung hat der Komponist mit seiner Frau Mira zu einer schlagkräftigen Szenenfolge komprimiert. Als Kombination von Gesellschaftsdrama und Geschichtschronik verknüpft Prokofjews musikdramatisches Hauptwerk die beiden wesentlichen Stränge der russischen Operntradition. Am 5. März 2023 feiert das Werk seine Münchner Erstaufführung. Der Regisseur Dmitri Tcherniakov erzählt Opernhandlungen zumeist in unserer Gegenwart, oft in scheinbar alltäglichen oder intimen Umgebungen und Situationen – und immer in Bühnenbildern, die er, wie auch alle anderen Aspekte der künstlerischen Ausgestaltung (Kostüm, Maske, Licht, Video), selbst entwirft bzw. bis ins Detail konzipiert. Das Getümmel von Haupt- und Staatsaktionen erscheint in seinen Inszenierungen wie unter dem Mikroskop, Konflikte werden hautnah auf Augenhöhe ausgetragen. Nie kann man sich als Zuschauer in die Perspektive einer distanzierten Totale flüchten, stattdessen gehen einem die Figuren in ihrer Unvollkommenheit, mit ihren Fehlern, ihren mal gelingenden, mal vergeblichen Versuchen des Glücklichseins zutiefst nahe.
DIE INSZENIERUNG
Dmitri Tcherniakovs Deutung von Krieg und Frieden spielt in einem für die russische Gesellschaft höchst signifikanten Raum, dem Säulensaal im Haus der Gewerkschaften: ein architektonisch bedeutsames und historisch aufgeladenes Gebäude mitten in Moskau. Ursprünglich um 1775 für einen Fürsten zur Zeit Katharinas II. errichtet, diente es lange der sogenannten Adelsgesellschaft – einem Organ der politischen Selbstverwaltung – als Versammlungsort, an dem auch glanzvolle gesellschaftliche Veranstaltungen und politische Verlautbarungen stattfanden, wie zum Beispiel 1856 die Rede Zar Alexanders II. zur Abschaffung der Leibeigenschaft.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden hier auch Konzerte gespielt: von einheimischen Künstlern wie Nikolai Rubinstein (mit dem ersten öffentlichen Konzert in Moskau, 1862), Pjotr Tschaikowski und Sergej Rachmaninow ebenso von ausländischen Gästen wie dem Ehepaar Robert und Clara Schumann und Hector Berlioz. Im Ersten Weltkrieg als Lazarett und für Wohltätigkeitsaktionen genutzt, wurde das Gebäude nach der Oktoberrevolution dem Zentralrat der russischen Gewerkschaften übertragen.
Das nunmehrige Haus der Gewerkschaften ist weiterhin Ort politischer Ereignisse. Nicht zuletzt fanden hier die tödlichen Schauprozesse statt, mit denen Stalin unzählige Gegner aus vorgeschobenen Gründen verurteilen ließ, ebenso wie die berüchtigten Komponistenkongresse, bei deren Scherbengerichten Musiker wie Schostakowitsch und auch Prokofjew öffentlich Abbitte für ihren vermeintlichen „Formalismus“ leisten mussten.
In diesem Raum finden sich eine große Zahl von Menschen, die hier offensichtlich nicht freiwillig und nur mit den nötigsten Utensilien gestrandet sind; sie können nicht mehr nach Hause und müssen sich auf unbestimmte Zeit in dieser zufälligen Gemeinschaft einrichten. Wie von selbst beginnen sie, sich in Rollen hineinzudenken und Gespräche, Szenen, Feste zu spielen. Ob es die erwachende Liebe einer jungen Frau ist, die Hoffnung eines gebrochenen Mannes auf neues Glück, der Ehrgeiz von Soldaten, sich in der Schlacht zu profilieren, die Zurückweisung von Bitten um Anerkennung: fröhliche Momente und bittere Enttäuschung, alles ereignet sich aus einem Rollenspiel heraus, wächst sich aber unweigerlich zu Emotionen aus, bei denen nicht mehr zu unterscheiden ist, was nur angenommen und was wirklich empfunden wird.
Der Weg geht in Richtung Krieg – die Verletzungen drohen echt zu werden, vorgetäuschte Kämpfe kippen in blutige Auseinandersetzungen um.
Was ist das für eine Welt, in der Menschen, die zusammen sind, früher oder später beginnen, sich gegenseitig umzubringen?
Diese große Frage, die schon Tolstoi in seinem Buch stellt und die – trotz teilweiser Umdeutung von dessen geschichtsphilosophischer These durch Prokofjew – auch in der Oper virulent ist, wird in Dmitri Tcherniakovs Inszenierung in den Vordergrund rücken: indem in einem Raum, dessen Hülle von russischer Geschichte nur so strotzt, exemplarisch gezeigt wird, was geschehen kann, wenn wir nicht mit Humanismus und unter Gewaltverzicht aufeinander achtgeben.
DIE BESETZUNG
Dmitri Tcherniakov ist für die Inszenierung von Krieg und Frieden bereits zum sechsten Mal an der Bayerischen Staatsoper zu Gast.
Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski übernimmt die Musikalische Leitung des Bayerischen Staatsorchesters, das in diesem Jahr sein 500 jähriges Bestehen feiert. Die Oper Krieg und Frieden dirigierte er bereits in Paris.
Olga Kulchynska übernimmt die Partie der Natascha Rostowa. An der Bayerischen Staatsoper sang sie bislang Susanna, Pamina, Adina und Ilia (Idomeneo). Andrei Zhilikhovsky war bislang als Marcello und als Belcore (L’elisir d’amore) zu erleben und übernimmt nun die Partie des Fürst Andrei Bolkonski in der Neuproduktion von Krieg und Frieden. Des Weiteren besteht das Ensemble u.a. aus Arsen Soghomonyan, der in der Spielzeit 2021/22 sein Debüt als Otello an der Bayerischen Staatsoper gab und nun als Pierre Besuchow zurückkehrt. Dimitry Ulyanov debütiert als Michail I. Kutusow.
Violeta Urmana, die bereits viele Partien an der Bayerischen Staatsoper gesungen hat, ist als Marija Dmitrijewna Achrossimow zu Gast.
„KRIEG UND FRIEDEN“ DIGITAL
Neben dem für die Presse verfügbaren Media-Kit stellt die Bayerische Staatsoper auch ein öffentliches Digital-Angebot der Neuproduktion zur Verfügung.
Mit Beginn der Proben werden anhand verschiedener Formate neue Eindrücke der Inszenierung auf der Stückseite dokumentiert und veröffentlicht.
Das Media-Kit für Pressezwecke sowie das weitere Digital-Angebot zur Premiere wird bis zur ersten Vorstellung am Sonntag, 5. März 2023, laufend im Pressebereich erweitert.
VORSTELLUNGEN
Sergej Prokofjew
KRIEG UND FRIEDEN
Oper in 13 Bildern
Text von Sergej Prokofjew und Mira Prokofjewa nach dem gleichnamigen Roman von Lew Tolstoi
PREMIERE
So, 5.3.23, 17.00 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Do, 9.3.23, 17.00 Uhr
So, 12.3.23, 17.00 Uhr
Mi, 15.3.23, 17.00 Uhr
Sa, 18.3.23, 17.00 Uhr
So, 2.7.23, 17.00 Uhr
Fr, 7.7.23, 17.00 Uhr
Nationaltheater
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BAYERISCHE STAATSOPER
Max-Joseph-Platz 2 | 80539 München
Kontakt
Michael Wuerges
Direktor Strategische Kommunikation, Presse
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