PRESSEINFORMATION: BAYERISCHE STAATSOPER VERABSCHIEDET SÄNGER ULRICH RESS NACH 38 JAHREN IN DEN RUHESTAND
Nach 38 Jahren (1984-2022) und weit über 2000 Auftritten verabschiedet die Bayerische Staatsoper den Bayerischen Kammersänger und langjähriges Ensemblemitglied Ulrich Reß im Rahmen der Vorstellung von Richard Strauss' Der Rosenkavalier am Sonntag, 24. Juli 2022, 17 Uhr, im Nationaltheater in den wohlverdienten Ruhestand. Ulrich Reß wird an dem Abend, wie so viele Male zuvor, die Partie des Valzacchi verkörpern.
Auch Staatsintendant Serge Dorny äußerte sich zu Reß' Ruhestand: „Wir verneigen uns heute nicht nur vor dem Sänger und Ausnahme-Darsteller Ulrich Reß, sondern auch vor ihm als Mensch. Er ist ein Kollege, wie man ihn sich nur wünschen kann. Als erklärter leidenschaftlicher Familienmensch gestaltet er auch die Beziehungen seiner Opernfamilie mit viel Herzblut und großem sozialen Engagement. Er teilt gern seine reichen Erfahrungen mit den jüngeren Kolleginnen und Kollegen, um sie auf ihrem Berufsweg zu unterstützen. Als jetzt Dienstältester im Ensemble strahlt er eine große Gelassenheit aus. Die vielen schönen gemeinsamen Momente bleiben unvergesslich."
Die Bayerische Staatsoper dankt Ulrich Reß für sein jahrzehntelanges Engagement und wünscht ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute.
38 JAHRE ULRICH REß AN DER BAYERISCHEN STAATSOPER
Ulrich Reß (*1956) wurde in Augsburg geboren. Bereits in Kindheitsjahren war er in stetigem Kontakt mit Musik. Er diente als Ministrant im Augsburger Dom und war so früh bestens mit der christlichen Kirchenmusik vertraut. Sein älterer Bruder Wolfgang Reß ist selbst Dirigent und Kirchenmusiker und brachte Ulrich Reß, der eigentlich eine andere Berufslaufbahn eingeschlagen hatte, an das damalige Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg. Nach seinem Gesangsstudium erhielt er 1979 sein erstes Engagement am Augsburger Theater (zunächst im Chor, später als Solist). In der Spielzeit 1984-85 wurde er Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper und folgte damit Norbert Orth als Spieltenor. Seit seinem ersten Gastengagement an der Bayerischen Staatsoper bei der Vorstellung am 2. Februar 1984 von Der Fliegende Holländer (Steuermann) war Ulrich Reß bei über 2000 Auftritten (ohne Konzerte) auf den Bühnen der Bayerischen Staatsoper zu erleben. Am 1. September 1984 wurde der Tenor bei der Premiere von Adriana Lecouvreur (Poisson) offiziell Ensemblemitglied. Ulrich Reß übernahm die Partie des Davids in der Festspiel-Abschluss-Vorstellung von Die Meistersinger von Nürnberg mit zwei kleinen szenischen Proben. Noch heute berichten andere Ensemblemitglieder, welch „vorbildlichen David“ der Tenor über die Jahre gab. Dirigent Zubin Mehta war von seiner Mime-Interpretation so begeistert, dass er ihn in der Partie für die Ring-Produktion mit La Fura dels Baus in Valencia und Florenz mitnahm.
Fernab der Bayerischen Staatsoper gastierte er unter anderem in Dresden sowie vielen anderen deutschen Theatern. Auch in Frankreich war Ulrich Reß zu erleben. Mit der Bayerischen Staatsoper ging er unzählige Male auf Tournee, darunter bei fast allen Japan-Gastspielen des Hauses.
Ulrich Reß gilt, als inzwischen Dienstältester im Ensemble der Bayerischen Staatsoper, im Sängerkollegium als Ruhepol, als stets vertrauenswürdiger und hilfsbereiter Zuhörer, und ist allgemein anerkannt als ein Künstler, der sein Handwerk meisterlich versteht.
Zu seinen wichtigsten und am häufigsten gesungenen Partien zählen Monostatos (Die Zauberflöte), Valzacchi (Der Rosenkavalier), Knusperhexe (Hänsel und Gretel), Dr. Blind (Die Fledermaus), Vašek/Wenzel (Die verkaufe Braut) und Mime (Rheingold und Siegfried). Oft war er auch als Basilio (Le nozze di Figaro), David (Die Meistersinger von Nürnberg), Steuermann (Der fliegende Holländer), Ein junger Seemann (Tristan und Isolde), Walther von der Vogelweide/Heinrich der Schreiber (Tannhäuser), Kilian (Der Freischütz), Brighella/Scaramuccio (Ariadne auf Naxos), Herodes/Erster Jude (Salome), Aegisth (Elektra), Graf Elemer (Arabella), Dr. Cajus (Falstaff), Altoum/Pong (Turandot), Remendado (Carmen), Spalanzani (Le Contess d'Hofmann) und Triquet (Eugen Onegin) zu erleben. Seine letzte Premierenpartie als Ensemblemitglied war Vater Mignon (Die Teufel von Loudun).
Im Rahmen der Vorstellung von Der Rosenkavalier am Sonntag, 24. Juli 2022, 17 Uhr, in der er ein weiteres Mal als Valzacchi auftritt, geht Ulrich Reß in den wohlverdienten Ruhestand. Doch der Abschied ist nur ein teilweiser: Schon in der kommenden Saison wird er als Gast an sein langjähriges Stammhaus zurückkehren.
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