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Tragödie in einem Aufzug - 1909
Komponist Richard Strauss · Libretto von Hugo von Hofmannsthal
In deutscher Sprache. Aufgrund des Bühnenbildes ohne Übertitel.
Mittwoch, 01. Dezember 2004
20.00 Uhr – 21.50 Uhr
Nationaltheater
Dauer ca. 1 Stunden 50 Minuten
Preise H
#BSOelektra
Download Besetzungszettel (PDF) zur StücknavigationBesetzung
- Musikalische Leitung
- Peter Schneider
- Inszenierung, Bühne, Kostüme, Licht
- Herbert Wernicke
- Chor
- Sören Eckhoff
- Klytämnestra
- Jane Henschel
- Elektra
- Gabriele Schnaut
- Chrysothemis
- Silvana Dussmann
- Aegisth
- Wolfgang Müller-Lorenz
- Orest
- Markus Brück
- Der Pfleger des Orest
- Steven Humes
- Die Vertraute
- Anita-Roseanne Salven
- Die Schleppträgerin
- Norma Raccichini
- Ein junger Diener
- Ulrich Reß
- Ein alter Diener
- Gerhard Auer
- Die Aufseherin
- Katja Pieweck
- Erste Magd
- Anne Pellekoorne
- Zweite Magd
- Helena Jungwirth
- Dritte Magd
- Daniela Sindram
- Vierte Magd
- Jennifer Trost
- Fünfte Magd
- Aga Mikolaj
- Bayerisches Staatsorchester
- Chor der Bayerischen Staatsoper
Medien
zur StücknavigationMehr dazu
Elektras Vater: ermordet. Ihre Mutter und deren Liebhaber Ägisth sind seine Mörder. Die verwahrloste Elektra will den Vatermord rächen. Sie hat das Beil für die Tat, aber nicht die Kraft. Da erscheint ihr Bruder Orest ... Blechgepanzerte Emotionen! - aufgepeitscht von einem riesigen Orchester. Hochkarätige Sänger. Umjubelte Inszenierung von Herbert Wernicke. Erschütterndes Seelendrama!
Nach seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg wurde König Agamemnon von seiner Frau Klytämnestra und deren Geliebtem Aegisth ermordet. Elektra, die Tochter Klytämnestras und Agamemnons, will ihren Vater rächen. Sie wartet auf die Heimkehr ihres Bruders Orest, der als Kind nach der Bluttat vom Königshof entfernt worden war.
Die Mägde verspotten Elektra, die ausgestoßen vor dem Palast leben muß. Nur die jüngste Magd bekennt sich zu ihr und wird deshalb von den anderen mißhandelt.
Elektra beschwört den Geist ihres toten Vaters und ruft sich das Bild seiner Ermordung vor Augen. In einer blutigen Vision erlebt sie den Tag der Rache, die sie mit Orest nehmen will.
Chrysothemis warnt ihre Schwester Elektra vor Klytämnestra: Elektra solle – so habe sie gehört – eingesperrt werden. Chrysothemis, die sich leidenschaftlich nach erfülltem Leben und Liebe sehnt, fürchtet für sich ein ähnliches Los und gibt der Schwester die Schuld an ihrer gemeinsamen Lage.
Klytämnestra wird von Alpträumen gequält, in denen Orest als Rächer seines Vaters erscheint. Sie erhofft sich von ihrer Tochter Elektra ein Mittel gegen diese Träume. Elektras Antwort, sie werde nicht mehr träumen, sobald das richtige Opfer unter dem Beil gefallen sei, versteht sie nicht. Als Elektra der Mutter haßerfüllt ihre Rachepläne ins Gesicht schleudert, erhält die Königin die Nachricht vom Tod des Orest. Höhnisch lachend verschwindet sie im Palast.
Elektra ist entschlossen, die Rache an Klytämnestra und Aegisth nun zusammen mit Chrysothemis allein durchzuführen. Doch Chrysothemis weigert sich.
Ein Fremder gibt sich Elektra gegenüber als Bote aus, der den Tod des Orest zu melden habe. Als Elektra den Boten verflucht und ihren Namen nennt, gibt er sich ihr als Orest zu erkennen. Er ist gekommen, um den Vater zu rächen. Noch bevor Elektra ihm das Beil geben kann, mit dem Agamemnon erschlagen wurde und das sie für Orest aufbewahrt hat, wird er zur Königin in den Palast gerufen. Der Todesschrei Klytämnestras erlöst Elektra aus ihrer Spannung.
Mit heuchlerischer Freundlichkeit tritt sie dem nun heimkehrenden Aegisth entgegen, bestätigt ihm die Nachricht vom Tod des Orest und geleitet ihn ins Haus, wo Orest ihn erwartet.
In ihrer Freude über die vollzogene Rache nimmt Elektra Chrysothemis, die ihr von der Ankunft und der Tat Orests berichtet, kaum noch wahr.
© Bayerische Staatsoper
Premiere von Richard Strauss' "Elektra" am 27. Oktober 1997
Herbert Wernicke. Gedanken zur Konzeption
In meiner Münchner Elektra-Inszenierung gibt es kein Schlachthaus, kein Blut, kein Arbeitszimmer von Freud, kein Wohnzimmer einer bösen Familie. In der Zeit der TV-Seifenopern und schrecklichen Familiendramen geht man entweder auf diesen Realismus ein, oder man sagt: Das Theater hat andere ästhetische Möglichkeiten, eine Geschichte wie Elektra zu erzählen.
Genauer: Nur das Theater – und vor allem die Oper – hat noch die Chance, eine andere Wirklichkeit zu zeigen als Kino oder Fernsehen. Darum schlage ich den Weg der Archaik ein: keine Psychosen, keine Verhaltensweisen – nur Figuren. Wenn jeder Sänger seine Figur psychologisch darstellt, wird diese Familientragödie genauso bewegen und erschauern machen wie in den antiken Dramen von Sophokles und Euripides. Genau diese Archaik war es ja, die Hofmannsthal wiederentdeckt hatte für sein Welttheater.
Das Stück braucht szenisch sehr viel Ruhe. Elektra z.B. wird am Schluß nicht tanzen; der Zuschauer wird gezwungen, ihr in die Augen zu sehen. Auch in der Wiedererkennungsszene werden Elektra und Orest in erster Linie einander gegenüberstehen und sich anstarren. Nichts passiert, aber das mit Spannung. Das ganze Stück ist die Tragödie der Schuld und der Rache, jede Figur ist von Rache beseelt bis zum Umfallen. Die Wurzeln liegen in dem grausamen Krieg, den die Männer geführt haben. Was passiert während eines solchen Krieges und vor allem danach mit den Frauen? Eine immer wieder wichtige Frage, um die man bei Elektra nicht herumkommt. Klytämnestra ist nicht nur ein Schwein; ihre Kontaktaufnahme mit Elektra nach ihren schlimmen Träumen ist im Gegenteil sehr menschlich. Das Gespräch zwischen Mutter und Tochter ist die einzige wirklich erotische Szene in dieser Oper.
Die Bühne ist optisch einfach und abstrakt. Das ganze Bühnenportal wird schwarz zugemauert, so daß nur ein paar Meter Spielfläche übrigbleiben. Hier draußen, vor dem Palast, spielt sich die Handlung ab. Nur ein paarmal bricht die schwarze Palastmauer auf und gibt den Blick frei auf einen gleißenden Lichtraum in unterschiedlichen Farben: auf das Palastinnere, die eigentliche Opernbühne.
Auch der rote Hauptvorhang des Nationaltheaters wird in die Ausstattung miteinbezogen: als Mantel des Agamemnon. Manchmal trägt ihn Klytämnestra zur Machtdemonstration, einmal wird sich Elektra in ihn einhüllen; zuletzt wird ihn Orest als neuer Herrscher tragen.
Elektra ist ein gewaltiges, unglaublich modernes Stück, Strauss’ Tunnel zu Schönberg; und es wird spannend, dieses moderne Stück aus den ersten Jahren unseres Jahrhunderts jetzt zu spielen, kurz bevor ebendieses Jahrhundert zu Ende geht.
© Bayerische Staatsoper
Elektra in München
* Reihenfolge der Partien: Elektra, Chrysothemis, Klytämnestra, Orest, Aegisth
ML = Musikalische Leitung, IN = Inszenierung, BB = Bühnenbild, KM = Kostüme
14. Februar 1909
(Münchner Erstaufführung)
Hof- und Nationaltheater
ML Felix Mottl, IN Anton Fuchs, BB Richard Fischer, KM Hermann Buschbeck
Zdenka Faßbender, Maude Fay, Margarete Preuse-Matzenauer, Paul Bender, Raoul Walter *
10. Oktober 1927
Nationaltheater
ML Hans Knappertsbusch, IN Max Hofmüller, BB Adolf Linnebach
Gertrude Kappel, Felicie Hüni-Mihacsek, Hedwig Fichtmüller, Paul Bender, Fritz Fitzau
15. Januar 1952
Prinzregententheater
ML Georg Solti, IN Heinz Arnold, BB Helmut Jürgens, KM Rosemarie Jakameit
Inge Borkh, Annelies Kupper, Res Fischer, Ferdinand Frantz, Franz Klarwein
11. August 1963
Prinzregententheater
ML Joseph Keilberth, IN Hans Hartleb, BB Helmut Jürgens, KM Liselotte Erler
Astrid Varnay, Hildegard Hillebrecht, Jean Madeira, Hans Günter Nöcker, Fritz Uhl
19. Dezember 1972
Nationaltheater
ML Wolfgang Sawallisch, IN Günther Rennert, BB und KM Rudolf Heinrich
Danica Mastilovic, Claire Watson, Astrid Varnay, Franz Crass, Fritz Uhl
27. Oktober 1997
Nationaltheater
ML Peter Schneider, IN, BB und KM Herbert Wernicke
Gabriele Schnaut, Nadine Secunde, Marjana Lipovsek, Monte Pederson, William Cochran
Biografien
Herbert Wernicke studierte Musik in Braunschweig und an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nach ersten Regiearbeiten für das Schauspiel in Darmstadt inszenierte er dort 1978 Händels Oratorium Belsazar. 1991 inszenierte er in Brüssel zum ersten Mal Wagners Der Ring des Nibelungen, seit 1993 bei den Salzburger Festspielen u. a. L’Orfeo, Boris Godunow, Der Rosenkavalier, Fidelio und Les Troyens. Weitere Engagements führten ihn an die Opernhäuser von Berlin, Amsterdam, Paris, Barcelona, London, New York und zum Festival von Aix-en-Provence. An der Bayerischen Staatsoper inszenierte er Judas Maccabäus (1980), Der fliegende Holländer (1981), Elektra (1997) und Das Rheingold (2002). Seine Produktion Actus Tragicus am Basler Theater wurde 2001 mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet. Herbert Wernicke starb am 16. April 2002 im Alter von 56 Jahren in Basel während seiner Arbeit an Wagners Der Ring des Nibelungen an der Bayerischen Staatsoper.