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L'Enfant et les sortilèges / Der Zwerg
Sonntag, 20. Oktober 2013
19.00 Uhr – 21.50 Uhr
Nationaltheater
Dauer ca. 2 Stunden 50 Minuten · Enfant (ca. 19.00 - 19.40 Uhr) · Pause (ca. 19.40 - 20.15 Uhr) · Zwerg (ca. 20.15 - 21.45 Uhr)
Preise I
Download Besetzungszettel (PDF) zur StücknavigationBesetzung
- Musikalische Leitung
- Martyn Brabbins
L'Enfant et les sortilèges
- Inszenierung
- Grzegorz Jarzyna
- Bühne
- Magdalena Maria Maciejewska
- Kostüme
- Anna Nykowska Duszynska
- Licht
- Jacqueline Sobiszewski
- Video
- Bartek Macias
- Dramaturgie
- Olaf A. Schmitt
- Chor
- Sören Eckhoff
- Das Kind
- Laura Tatulescu
- Die Mutter
- Okka von der Damerau
- Eine Bergère
- Eri Nakamura
- Die chinesische Tasse
- Okka von der Damerau
- Das Feuer
- Mélody Louledjian
- Die Prinzessin
- Hanna-Elisabeth Müller
- Die Katze
- Yulia Sokolik
- Die Libelle
- Okka von der Damerau
- Die Nachtigall
- Mélody Louledjian
- Die Fledermaus
- Eri Nakamura
- Die Eule
- Iulia Maria Dan
- Das Eichhörnchen
- Yulia Sokolik
- Eine Schäferin
- Iulia Maria Dan
- Ein Schäfer
- Rachael Wilson
- Der Sessel
- Christian Rieger
- Die Standuhr
- Andrea Borghini
- Die Wedgwood-Teekanne
- Kevin Conners
- Das alte Männchen
- Kevin Conners
- Der Kater
- Andrea Borghini
- Ein Baum
- Christian Rieger
- Der Laubfrosch
- Kevin Conners
Der Zwerg
- Inszenierung
- Grzegorz Jarzyna
- Bühne
- Magdalena Maria Maciejewska
- Kostüme
- Anna Nykowska Duszynska
- Licht
- Jacqueline Sobiszewski
- Video
- Bartek Macias
- Dramaturgie
- Olaf A. Schmitt
- Chor
- Stellario Fagone
- Donna Clara
- Hanna-Elisabeth Müller
- Ghita
- Irmgard Vilsmaier
- Don Estoban
- Paul Gay
- Der Zwerg
- John Daszak
- Die erste Zofe
- Elsa Benoit
- Die zweite Zofe
- Yulia Sokolik
- Die dritte Zofe
- Okka von der Damerau
- Das erste Mädchen
- Iulia Maria Dan
- Das zweite Mädchen
- Rachael Wilson
Medien
zur StücknavigationMehr dazu
Zum einen: Das Kind, das keine Schularbeiten machen möchte und trotzig sein Zimmer verwüstet, erlebt plötzlich, wie dessen Gegenstände lebendig werden und ihm wegen seiner Aggressivität feindlich gesinnt sind. Die Möbel tanzen, das Kaminfeuer verfolgt das Kind, die Zahlen aus dem Rechenbuch schwirren umher. Zwei Katzen führen das Kind in den Garten, wo ihm die Tiere seine brutale Neugier für ihre Schönheit vorwerfen und sich gegen ihn verbünden. Erst als das Kind das verletzte Eichhörnchen liebevoll verbindet, werden die anderen Tiere versöhnlich.
Zum anderen: Ein Zwerg freut sich, dass er persönlich der Prinzessin zu ihrem Geburtstag gratulieren darf und ahnt nicht, dass er lediglich zur Erheiterung der Festgesellschaft seine Hässlichkeit zur Schau stellen soll. Noch nie hat er sich nämlich im Spiegel gesehen und ist deshalb von der Liebe der Prinzessin gefangen. Als er sich im Spiegel erblickt, begreift er das böse Spiel und bricht tot zusammen.
Die französische Autorin Sidonie Gabrielle Colette und der irische Schriftsteller Oscar Wilde schrieben zwei ganz verschiedene Märchenstoffe, die beide davon erzählen, wie brutal Menschen miteinander umgehen können. In Maurice Ravels Vertonung verschmelzen Jazz, Operettentöne, Belcantoklänge und Exotisierendes zu einer zauberhaften Phantasiewelt, inspiriert vom pulsierenden Pariser Leben zwischen Kino, Weltausstellung und Straßenkultur. Der Wiener Alexander Zemlinsky vertonte das Libretto des jungen Journalisten und Schriftstellers Georg C. Klaren mit einer schillernd orchestrierten Musik, die den Seelenzuständen des Zwergs und der anderen Figuren charakteristische Leitmotive verlieh. Zemlinsky stand privat und künstlerisch Gustav Mahler nahe und verlor seine Geliebte Alma Schindler an ihn, die ihn später als „kleinen, hässlichen Gnom“ bezeichnete.
L’Enfant et les sortilèges
Das Kind möchte keine Schularbeiten machen, sondern lieber unartig sein. Als seine Mutter dies bemerkt, lässt sie es zur Strafe den ganzen Nachmittag allein in seinem Zimmer bei ungesüßtem Tee und trockenem Brot. Kaum ist die Mutter gegangen, bricht im Kind eine Zerstörungswut aus: Es zerschlägt das Teegeschirr, zerstört Möbel, zerschlitzt die Tapete, piesackt die Haustiere und entfacht das Kaminfeuer. Als es berauscht von seiner Wut innehält, beginnt eine albtraumhafte Phantasie, in der die Gegenstände und Tiere menschliche Züge annehmen.
Der Sessel und die Bergère sind froh, dem gemeinen Kind keinen Platz mehr bieten zu müssen. Die Standuhr kann nicht mehr aufhören zu läuten und normal die Stunden zählen. Die Wedgwood-Teekanne und die chinesische Tasse streiten sich und gehen aufeinander los. Nur kurz kann das Kind den Verlust seiner schönen Tasse beklagen, dann springt das Feuer funkelnd aus dem Kamin heraus und droht das Kind zu verbrennen. Angstvoll muss das Kind mit ansehen, wie Schäferinnen und Schäfer von seiner Tapete vorbeiziehen und die Zerstörung ihrer friedlichen Harmonie beklagen. Aus den zerrissenen Seiten des Märchenbuchs steigt die Prinzessin auf, in der das Kind im Traum seine erste Liebe erkannt hat. Das Kind versucht, die versinkende Prinzessin zurückzuhalten und die Liebe zwischen ihnen zu retten – vergeblich. Stattdessen erscheinen ein kleiner Mann und wild durcheinander gewürfelte Zahlen, die dem Kind Satzfetzen von Rechenaufgaben aus dem Mathematikbuch an den Kopf werfen.
Völlig ermattet erblickt das Kind den Kater, der mit der Katze ein erotisches Duett anstimmt. Auf wundersame Weise findet sich das Kind im Garten wieder, wo zahlreiche Tierlaute und ein Chor von Fröschen zu hören sind. Doch die friedliche Naturstimmung wird von der Klage der Bäume jäh beendet, deren Rinde das Kind aufgeritzt hat. Eine Libelle sucht ihre Gefährtin, die das Kind jedoch mit einer Nadel an die Wand gespießt hat. Auch der Fledermaus hat es ihre Partnerin genommen. Das Eichhörnchen wirft dem Kind vor, es nur wegen seiner schönen Augen in den Käfig gesperrt zu haben, und warnt den Laubfrosch vor einem ähnlichen Schicksal. Das Kind spürt die Liebe der Tiere zueinander und ruft alleingelassen nach seiner Mutter. Alle Tiere verbünden sich gegen das böse Kind und stacheln einen wilden Kampf an, bei dem das Eichhörnchen verletzt wird. Als das Kind dessen Wunde liebevoll verbindet und selbst regungslos am Boden liegen bleibt, sind die Tiere gerührt und rufen gemeinsam nach dessen Mutter.
Der Zwerg
Zum achtzehnten Geburtstag der Infantin wird ein großes Fest vorbereitet: Unter Anleitung des Haushofmeisters Don Estoban werden die Geschenke aufgebaut. Die Zofen lassen sich durch Neugier immer wieder von ihrer Arbeit abhalten, Don Estoban ruft sie zur Ordnung. Schon vor Beginn der Zeremonie drängt die Infantin mit ihren Gespielinnen zu den Geschenken und entfacht ein kämpferisches Getümmel. Nur durch intensives Bitten gelingt es Don Estoban, die Infantin und die Damen zu vertreiben. Erleichtert erzählt er den Zofen von den einzelnen Geschenken und kündigt ein ganz besonderes an: Ein lebendiger Zwerg, der die Gesellschaft mit seinen Liedern erheitern soll. Er sei hässlich, doch davon wisse er nichts, weil er sich noch nie im Spiegel gesehen habe. Sämtliche Spiegel werden daraufhin verhängt.
Der Höhepunkt der Zeremonie ist der Auftritt des Zwergs. Dieser verwundert mit seinem traurigen Lied die Gesellschaft, die sich über ihn lustig macht. Die Infantin möchte den Zwerg mit einer ihrer Damen verheiraten, doch dieser verehrt allein sie. Berührt von seinem aufrichtigen Gefühl schickt die Infantin alle Anwesenden fort, um mit dem Zwerg allein zu sein. In einer Phantasie sieht er sich als strahlender Ritter, der die Infantin aus allen Gefahren befreit. Sie stellt ihn sich als wohlgestalteten Helden vor. Beide gestehen sich ihre Liebe. Als er sie küssen möchte, wird die Infantin von ihrer Lieblingszofe Ghita zum Tanz gerufen. Nachdem sie dem Zwerg versprochen hat, mit ihm zu tanzen, fordert sie Ghita auf, ihm einen Spiegel zu zeigen. Doch Ghita bringt dies nicht übers Herz. Beim Tanz schenkt die Infantin dem Zwerg eine weiße Rose. Allein mit sich selbst, erblickt sich der Zwerg in einem Spiegel und muss erkennen, dass er anders als in seiner Vorstellung ist. Beim Kampf mit seinem Spiegelbild sinkt er erschöpft zusammen. Als die Infantin wiederkommt, bezeichnet sie ihn als lachhaftes Ding und geht schließlich zurück zum Tanz. Die herbeieilende Ghita kann ihm nur noch die Bitte erfüllen, mit der weißen Rose im Arm zu sterben.
Biografien
Sören Eckhoff wurde in Hamburg geboren. Er war Chorleiter und Kapellmeister in Augsburg, am Ulmer und am Heidelberger Theater sowie am Stadttheater Würzburg, dort für kurze Zeit auch Operndirektor. Zudem arbeitete er u. a. mit dem Rundfunkchor Berlin, dem RIAS-Kammerchor, dem WDR- und NDR-Rundfunkchor und studierte u. a. die Uraufführung von Sofia Gubaidulinas Passion und Auferstehung Jesu Christi nach Johannes ein. An der Komischen Oper Berlin übernahm er die Choreinstudierung bei Die Liebe zu den drei Orangen, am Nationaltheater Mannheim bei Lohengrin. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Würzburg inne. Von 2005 bis 2010 war er Chordirektor der Oper Leipzig. Seit 2010 bis Ende der Spielzeit 2018/19 ist er in derselben Funktion an der Bayerischen Staatsoper engagiert und seit 2019 ist er zudem Chordirektor des Staatstheaters Darmstadt.