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Komponist Giuseppe Verdi
Samstag, 07. April 2012
19.00 Uhr – 22.05 Uhr
Nationaltheater
Dauer ca. 3 Stunden 05 Minuten · 1. + 2. Akt (ca. 19.00 - 20.15 Uhr) · Pause (ca. 20.15 - 20.45 Uhr) · 3. Akt (ca. 20.45 - 22.05 Uhr)
Preise L
Download Besetzungszettel (PDF) zur StücknavigationBesetzung
- Musikalische Leitung
- Asher Fisch
- Choreographie
- Alphonse Poulin
- Inszenierung
- Francesca Zambello
- Bühne und Kostüme
- Alison Chitty
- Licht
- Mimi Jordan Sherin
- Chöre
- Sören Eckhoff
- Otello
- Peter Seiffert
- Jago
- Claudio Sgura
- Cassio
- Pavol Breslik
- Rodrigo
- Francesco Petrozzi
- Lodovico
- Diogenes Randes
- Montano
- Goran Jurić
- Ein Herold
- Peter Mazalán
- Desdemona
- Krassimira Stoyanova
- Emilia
- Alessandra Volpe
- Orchester
- Bayerisches Staatsorchester
- Chor
- Chor der Bayerischen Staatsoper
- Extra-Chor
- Extrachor der Bayerischen Staatsoper
- Kinderchor
- Kinderchor der Bayerischen Staatsoper
- Statisterie
- Statisterie
- Bühnenmusik
- Bühnenmusik
Mehr dazu
Drei Personen - ein tödliches Drama! Jagos Eitelkeit: gekränkt. Otellos Emotionen: hemmungslos. Desdemonas Liebe: hilflos. Dazu ein Taschentuch als corpus delicti. Nie hat Verdi Rache, Intrige und Eifersucht feuriger und teuflischer komponiert als in dieser späten Oper seines Schaffens. Ein faszinierender Krimi!
I. Akt
Otello, Gouverneur des unter venezianischer Herrschaft stehenden Zypern, hat in einer Seeschlacht die feindlichen Türken geschlagen. Ein gewaltiger Sturm tobt. Otellos Flotte kann sich in den Hafen einer zyprischen Stadt retten. Das Volk feiert die siegreichen Soldaten. Nur Jago und Roderigo stimmen nicht in den Jubel ein: Jago, Otellos Fähnrich, weil der Feldherr ihm Cassio bei der Ernennung zum Hauptmann vorgezogen hat; der venezianische Edelmann Roderigo, weil er unglücklich in Otellos Frau Desdemona verliebt ist.
Jago sinnt auf Rache an Otello. Während der Siegesfeier macht er Cassio betrunken und stachelt Roderigo zu einem Streit mit dem Hauptmann an. Sein Plan gelingt. Montano, Otellos Vorgänger als Gouverneur von Zypern, versucht, die Streitenden zu trennen. Cassio verwundet ihn. Otello, durch den Lärm in seiner Liebesnacht mit Desdemona gestört, degradiert Cassio. Schließlich bleiben Desdemona und Otello allein zurück und bekennen einander ihre Liebe.
II. Akt
Jago spinnt seine Intrige weiter. Heuchlerisch rät er Cassio, Desdemona um Fürsprache bei Otello zu bitten. Er selbst jedoch schürt in einem Gespräch mit Otello dessen Mißtrauen gegenüber Cassio. Gleich darauf setzt sich Desdemona bei ihrem Mann für Cassio ein. Otello wehrt aufgebracht ab. Mit dem Taschentuch, das er ihr als erstes Liebespfand schenkte, will sie seine Stirn trocknen. Otello wirft es wütend zu Boden. Jagos Frau Emilia hebt es auf. Jago entreißt es ihr.
Otello verlangt von Jago Beweise für Desdemonas Untreue. Jago berichtet von vermeintlichen Liebesworten Cassios zu Desdemona, im Traum geäußert, und von ihrem Taschentuch, das er in Cassios Händen gesehen habe. Otello ist nun von Desdemonas Schuld überzeugt. Zusammen mit Jago schwört er Rache.
III. Akt
Ein Herold verkündet die Ankunft der venezianischen Gesandten. Desdemona bittet ihren Mann erneut um Cassios Begnadigung. Otello wehrt ihr Ansinnen ab und fragt Desdemona statt dessen nach dem besagten Taschentuch. Sie kann es nicht finden. Nun gerät Otello in offene Wut und bezichtigt Desdemona des Ehebruchs.
Jago verwickelt Cassio in ein Gespräch, das von Otello belauscht wird. Er lenkt es so geschickt, daß Otello die frivolen Äußerungen Cassios über dessen Geliebte Bianca auf Desdemona beziehen muß. Als Otello Desdemonas Taschentuch, das Jago heimlich in Cassios Wohnung gebracht hatte, in den Händen des vermeintlichen Nebenbuhlers erblickt, hält er Desdemonas Untreue für bewiesen. Die venezianischen Gesandten nahen. Otello und Jago beschließen, Desdemona zu töten. Otello belohnt Jago mit dem Rang eines Hauptmanns.
Otello empfängt die von Lodovico geführte Delegation. Sie überbringt ihm den Befehl des Dogen, nach Venedig zurückzukehren und Cassio als seinen Nachfolger auf Zypern einzusetzen. Otello verliert die Beherrschung und schleudert Desdemona zu Boden. Alle Umstehenden sind entsetzt. Jago rät Roderigo, Cassio zu ermorden, um Otellos und Desdemonas Abreise zu verhindern. Otello treibt die Gesellschaft in äußerster Erregung auseinander und verflucht Desdemona, bevor er ohnmächtig zusammenbricht.
IV. Akt
Desdemona bereitet sich zur Nacht. Voll dunkler Ahnungen nimmt sie Abschied von Emilia. Nach dem Ave Maria legt sie sich nieder und schläft ein. Otello erscheint. Nach längerer Betrachtung küßt er sie, sie erwacht. Desdemona beteuert ihre Unschuld. Doch sie kann Otello nicht von ihrer Treue überzeugen. Otello erwürgt sie.
Als Emilia mit der Nachricht hereinstürzt, Cassio habe Roderigo getötet, entdeckt sie die tote Desdemona. Auf ihre Hilfeschreie eilen Lodovico, Cassio, Jago und Montano herein. Montano berichtet, Roderigo habe im Sterben Jagos intrigantes Spiel enthüllt. Jago flieht. Otello ersticht sich.
© Bayerische Staatsoper
Francesca Zambello. Verfaulende Beziehungen, moralischer Verfall
Verdis Otello ist ein Meisterwerk der Verdichtung. Es bringt Shakespeares Tragödie auf den Kern und konzentriert sich auf das verhängnisvolle Drama zwischen vier Menschen, deren gegenseitiger Argwohn letztlich Unglück über sie alle bringen wird. Das Schicksal hat diese vier Menschen, von denen jeder auf seine Weise Außenseiter ist, auf die Insel geführt. Sie sind Repräsentanten eines Kolonialreiches: Otello ist der ausländische Staatsagent; Desdemona ist eines venezianischen Edelmannes Tochter, die sich vorsätzlich den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen widersetzt, um den Mann zu heiraten, den sie liebt; Jago ist der unzufriedene Gefolgsmann, Cassio der leichtlebige junge Edelmann, ratlos auf Überseemission.
Das große Unwetter, mit dem die Oper beginnt, hat vielleicht die türkische Gefahr beendet, aber statt dessen hat es die Protagonisten in die Falle gesetzt. Sie sind gezwungen, in brennender, drückender Sommerhitze untätig auf der Insel zu bleiben. Es gibt keine Möglichkeit zu entfliehen. Die erzwungene Untätigkeit erweist sich für diese vier Menschen, die es gewohnt sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen - sei es beim Kommandieren der venezianischen Streitkräfte, sei es einem Vater trotzend - als fatal. Die Garnison ist als kolonialer Außenposten von der Außenwelt abgeschnitten; damit zugleich von der Vertrautheit der Konventionen und - zunehmend - von jeglichem Sinn für Realität. Die Entfremdung der Außenseiter voneinander ist eng geknüpft an die zunehmende Isolation jedes einzelnen. Zweifel und Argwohn wachsen. Beziehungen beginnen in der alles versengenden Hitze zu verfaulen.
Da die Sicherheit, auf welche die Protagonisten ihr Leben gebaut haben, um sie herum zusammenbricht, finden sie keine Möglichkeit mehr, effektiv zu arbeiten. Die Unsicherheit führt zu Misstrauen und moralischem Verfall. Indem sie den anderen verlieren, verlieren sie sich selbst. Das Drama verinnerlicht sich mehr und mehr. Es wird abstrakt und expressionistisch. Verdis Eröffnungssturm tobt in den Köpfen der Charaktere genauso stark wie in der Welt um sie herum. Im Verlauf der Oper steigt die emotionale und dramatische Hitze. Nur ein neues Unwetter kann die Luft klären. Wenn es kommt, wird es für Otello und Desdemona zu spät sein.
© Bayerische Staatsoper
Otello
Giuseppe Verdi
Arrigo Boito
Otello in München
ML = Musikalische Leitung; IN = Inszenierung; BB =
Bühnenbild; KO = Kostüme;
O = Otello; J = Jago; C = Cassio; D = Desdemona
5. Februar 1888
Kgl. Hof- und Nationaltheater
ML Hermann Levi, IN Karl Brulliot,
BB Karl Lautenschläger, KO Joseph Flüggen;
Heinrich Vogl (O), Eugen Gura (J),
Max Mikorey (C), Pauline Schöller (D)
26. Februar 1902
Kgl. Hof- und Nationaltheater
ML Franz Fischer, IN Robert Müller;
Heinrich Knote (O), Richard Breitenfeld (J), Max
Mikorey (C), Else Breuer (D)
27. Februar 1913
Kgl. Hof- und Nationaltheater
ML Selmar Meyrowitz, IN Willi Wirk;
Heinrich Knote (O), Fritz Feinhals (J),
Jean Buysson (C), Louise Perard-Petzl (D)
20. Mai 1916
Kgl. Hof- und Nationaltheater
ML Bruno Walter, IN Willi Wirk,
BB Julius Klein; Otto Wolf (O),
Friedrich Brodersen (J), Karl Erb (C),
Charlotte Dahmen (D)
22. März 1931
Nationaltheater
ML Karl Elmendorff, IN Kurt Barré,
BB und KO Leo Pasetti; Adolf Fischer (O), Hans
Hermann Nissen (J), Walther
Carnuth (C), Maria Nezadal (D)
24. Februar 1946
Prinzregententheater
ML Bertil Wetzelsberger, IN und BB
Günther Rennert, KO Liselotte Erler;
Franz Völker (O), Hans Hotter (J),
Franz Klarwein (C), Maud Cunitz (D)
9. Mai 1956
Prinzregententheater
ML Ferenc Fricsay, IN Rudolf Hartmann,
BB Helmut Jürgens, KO Rosemarie Jakameit; Hans
Hopf (O), Josef Metternich (J), Richard Holm (C),
Annelies Kupper (D)
5. November 1965
Nationaltheater
ML Joseph Keilberth, IN Rudolf Hartmann, BB
Johannes Dreher nach Helmut Jürgens, KO Johannes
Dreher; Fritz Uhl (O),
Heinz Imdahl (J), Georg Paskuda (C),
Claire Watson (D)
31. Oktober 1977
Nationaltheater
ML Carlos Kleiber, IN John Neumeier,
BB und KO Jürgen Rose;
Carlo Cossutta (O), Piero Cappuccilli (J), Benito
Maresca (C), Julia Varady (D)
Biografien
Asher Fisch, geboren in Jerusalem, begann seine Karriere als Assistent von Daniel Barenboim. Anschließend wurde er musikalischer Leiter an der Wiener Volksoper und an der New Israeli Opera in Tel Aviv. Von 2007 bis 2014 war er Principal Guest Conductor an der Seattle Opera, seit 2014 hat er die musikalische Leitung des West Australian Symphony Orchestra inne. Gastengagements führten ihn u. a. an die Opernhäuser von New York, London, Mailand, Neapel, Turin, Berlin, Dresden, Hamburg, Paris, Chicago und Los Angeles. Neben seinen Opernengagements trat er mit Orchestern wie dem Israel Philharmonic Orchestra, den Münchner Philharmonikern, dem Mozarteum Orchester Salzburg, dem NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg und dem Chicago Symphony Orchestra auf. (Stand: 2020)