Lucinda Childs
Lucinda Childs begann 1963 ihre Karriere als Choreographin und Tänzerin als Mitglied des Judson Dance Theater in New York. Nachdem sie 1973 ihr eigenes Ensemble gegründet hatte, arbeitete sie zum ersten Mal mit Robert Wilson und Philip Glass als Tänzerin und Choreographin an der Oper Einstein on the Beach in New York, an deren Wiederaufnahme 1984 und 1992 sie sich ebenfalls beteiligte. 1977/78 tanzte Lucinda Childs neben Wilson in seinem Zwei-Akter "I Was Sitting On My Patio This Guy Appeared I Thought I Was Hallucinating", und 1987/88 in Wilsons Produktion von Heinrich Mullers Quartett. 1996 bis 1997 gastierte sie an der Seite des französischen Schauspielers Michel Piccoli in Wilsons Produktion von "La Maladie de la Mort" von Marguerite Duras in verschiedenen europäischen Theatern. Von 1979 an arbeitet Lucinda Childs im Rahmen großer Produktionen mit zahlreichen Komponisten und Designern zusammen, u.a. mit John Adams und Frank Gehry. Eines der ersten und spektakulärsten Projekte als Choreographin war ihr Ballett Dance (1979), zu Musik von Philip Glass mit dem Film/Dekor von Sol LeWitt, für das Lucinda Childs mit einem Guggenheim Stipendium ausgezeichnet wurde. Lucinda Childs erhält seit 1981 zahlreiche Einladungen an große Ballettkompanien, darunter das Ballett der Pariser Oper, das Pacific Northwest Ballet, das Ballett der Deutschen Oper Berlin, das Lyon Opéra Ballet, Les Ballets de Monte-Charlo u.a. Ihr legendäres Ballett Dance wurde ebenfalls wiederaufgenommen und am Theatre de la Ville in Paris und auf dem DANCE Festival in München gezeigt. Heute tanzt dieses Signaturstück auch das Ballet du Rhin.
2003 kreierte Lucinda Childs Ravels Daphnis and Chloe für das Ballet de Genève ein und erweckte Concerto zu Musik von Henry Gorecki zu neuem Leben, das sie bereits 1993 für ihr eigenes Ensemble kreiert hatte. Im gleichen Jahr choreographierte sie auch ein neues Solo für Mikhail Baryshnikov, "Opus One" zu Musik von Alban Berg, und 2004 Bartoks "Mandarin Merveilleux" für das Ballet de l’Opéra du Rhin. 2005 choreographierte Lucinda Childs für das Boston Ballet "Ten Part Suite" zu Musik von Arcangelo Corelli, das im Wang Center in Boston Premiere feierte. Sie choreographierte auch Stravinskys "Firebird" für MaggioDanza in Florenz, das im Rahmen eines Programms gezeigt wurde, das auch eine Wiederaufnahme von John Adams "Chairman Dances", 2000 für Les Ballets de Monte Carlo choreographiert, und "Largo", ein Solo 2001 für Mikhail Baryshnikov choreographiert, beinhaltete. Seit 1992 arbeitet Lucinda Childs verstärkt im Bereich der Oper, beispielsweise in Luc Bondys Inszenierung von Richard Strauss’ "Salome", das sie für die Salzburger Festspiele choreographierte oder 1999 Verdis Macbeth für die Scottish Opera. 1995 arbeitete sie mit Peter Stein an der "Moses und Aaron" Inszenierung der Nederlandse Opera, und im selben Jahr führte Lucinda Childs bei ihrer ersten Oper, Mozarts "Zaïde", für La Monnaie in Brüssel Regie. Im Jahr 2001 choreographierte Lucinda Childs Wagners "Lohengrin" in einer Inszenierung der Los Angeles Opera unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano. Im darauf folgenden Jahr führte Lucinda Childs bei Glucks "Orfeo ed Euridice" für die Scottish Opera Regie und 2003 wurde sie eingeladen nach Los Angeles zurückzukehren, um bei einer Neuinszenierung von "Orfeo ed Euridice" Regie zu führen. Lucinda Childs choreographierte auch Wagners "Parsifal", der 2004 am Grand Theatre de Genève Premiere feierte und im Sommer 2005 choreographierte sie John Adams neue Oper "Doctor Atomic", die unter der Regie von Peter Seller im Oktober desselben Jahres an der San Francisco Opera Premiere hatte.
Dieses Jahr kehrte sie zum Ballet du l’Opéra du Rhin zurück, um Stravinskys "Le Rossignol" zu choreographieren sowie dessen Oper "Oedipus Rex", für die sie auch Regie führte. Am Théâtre de Chatelet in Paris wird sie in Robert Wilsons Inszenierung von Bachs Johannespassion mitwirken.
Der französisch-deutsche Fernsehsender ARTE produzierte und sendete 2006/07 einen Dokumentarfilm von Patrick Bensard von der Cinémathèque de la Danse in Paris, der Interviews mit Lucinda Childs, Michail Baryschnikov, Phil Glass, Anna Kisselgoff .a. in New York, London und Paris zeigt, sowie Aufnahmen während der Neueinstudierung von Dance mit dem Ballet de l’Opéra du Rhin.
Im Jahr 2004 wurde Lucinda Childs von der Französischen Regierung zum Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.