Stephen Gould

Stephen Gould stammt aus Virginia und studierte u. a. am New England Conservatory of Music. Sein Debüt als Heldentenor gab er als Florestan (Fidelio) am Landestheater Linz. Sein Repertoire umfasst u. a. die Titelpartien in Peter Grimes, Tannhäuser, Lohengrin, Otello, Siegfried, Parsifal, Oedipus Rex, sowie Erik (Der fliegende Holländer), Kaiser (Die Frau ohne Schatten), Énée (Les Troyens), Bacchus/Der Tenor (Ariadne auf Naxos) und Paul (Die tote Stadt). Engagements führten ihn u. a. an die Opernhäuser von Berlin, Dresden, Rom, Wien, Zürich, Genf, Palermo, Triest, Oslo, Graz, Hamburg, London, New York, Tokio sowie zu den Bayreuther Festspielen. 2015 wurde er zum Österreichischen Kammersänger ernannt.

Zum Tod von Stephen Gould


Von Sängern seiner Klasse gibt es in seinem Fach zu allen Zeiten nur ganz wenige. Nun muss die Welt der Oper von einem der ganz großen Heldentenöre Abschied nehmen: Stephen Gould ist nach kurzer, schwerer Krankheit am 19. September im Alter von nur 61 Jahren verstorben. Im August hatte er bekanntgegeben, seine Gesangskarriere zu beenden, und bis zum Ende der diesjährigen Bayreuther Festspielsaison gewartet, ehe er seinen Fans und der Öffentlichkeit in einem bewegenden Statement den Grund mitteilte: ein Gallengangskarzinom, eine sehr seltene und besonders aggressive Form von Krebs. Nur zwei Wochen darauf ist nun sein Leben zu Ende gegangen.

An der Bayerischen Staatsoper gab Stephen Gould sein Debüt 2001 als Melot in Tristan und Isolde, in der damals noch jungen Inszenierung von Peter Konwitschny. 2017 war der amerikanische Tenor zuletzt am Nationaltheater München zu Gast, in derselben Produktion, nunmehr jedoch in der Titelpartie. Dazwischen kamen fünf Auftritte als Florestan (Fidelio) und ein volles Dutzend Vorstellungen als Erik (Der fliegende Holländer; auch dies eine Inszenierung von Peter Konwitschny) – vor allem aber seine Siegfriede im Ring des Nibelungen in der Regie von Andreas Kriegenburg, sowohl in Siegfried als auch in Götterdämmerung, unter der musikalischen Leitung erst von Kent Nagano und dann von Kirill Petrenko. Eindrücklich war auch sein Waldemar in den von Zubin Mehta dirigierten Konzerten mit Schönbergs Gurre-Liedern. Insgesamt 40 Opernvorstellungen verdanken die Münchner Musik- und vor allem Wagnerfreunde Stephen Gould. Vieles davon wird im Gedächtnis lebendig bleiben, auch wenn heute die Trauer überwiegt – über den Verlust einer Ausnahmestimme, eines klugen Musikers und warmherzigen Menschen, der die Kunst des heldentenoralen Gesangs wie kein zweiter seiner Generation zur Geltung brachte und der auf der Höhe seines Könnens war, als ihn die bösartige Krankheit befiel. Umso kostbarer wird die Erinnerung an jeden Abend, an dem wir Stephen Goulds Stimme hören durften, und dankbar verneigen wir uns vor einem der bedeutenden Heldentenöre unserer Zeit.

 
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Siegfried, 2015 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl
Tristan und Isolde, 2017 © W. Hösl