Zum Tod von Walter Haupt

Die Bayerische Staatsoper trauert um den großen Musiker Walter Haupt. Der Komponist, Schlagzeuger, Dirigent und Regisseur starb nach kurzer schwerer Krankheit am 17. Mai 2023 im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt München.

Walter Haupt war Visionär und Praktiker: Er hatte Ideen, die vor ihm noch niemand gehabt hatte – und er hat sie verwirklicht, was außer ihm die meisten wohl für unmöglich gehalten hätten. Seine langjährige Tätigkeit im Bayerischen Staatsorchester als stellvertretender Solopauker und Schlagzeuger bildete die Basis für seine neuartigen Projekte. Im Orchester, im täglichen Opernbetrieb, lernte er das Wesentliche, was er für sein künftiges Wirken als schöpferischer Musiker brauchte. 1970 gründete er die Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper, die er bis 1986 leitete und mit Leben füllte. Bis heute nachwirkend ist die erfolgreiche Umwandlung des einst nur als Kulissenmagazin genutzten Marstalls zu einer vollwertigen Spielstätte, die auf seine Initiative zustande kam. Außerdem komponierte er mehrere Auftragswerke für das Bayerische Staatsballett, die er auch selbst dirigierte.

Vor allem aber brachten seine vielen, oft spektakulären Projekte zeitgenössische Musik in die Stadt, ins Land, in die Welt. Ohne Berührungsängste spielte er mit neuen Technologien wie Laser und Elektronik, sprach mit seinen vielfach unter freiem Himmel realisierten Aufführungen und Installationen alle Sinne an und schreckte auch nicht zurück vor kontroversen Themen. Musik, Tanz, Theater verschmolzen bei ihm zu einem Gesamtkunstwerk, das immer mitten im Leben stand. Zu seinem Markenzeichen wurden die Klangwolken, bei denen er 1978 erstmals in München alle Kirchtürme der Innenstadt zum Klingen brachte. Später übertrug er das Konzept auch in andere Städte wie Linz, Köln, Zürich und Jerusalem. Die Oper Marat war in ihrer Bühnenversion wie in der Opern-Air-Fassung auf dem Münchner Königsplatz ein Markstein der jüngeren Musiktheatergeschichte.

Walter Haupt war noch im hohen Alter voller Pläne für neue Musik, und bis zum Schluss stand er im engen Austausch mit den jüngeren Kollegen aus seinem alten Orchester. Zum 500-Jahres-Jubiläum des Bayerischen Staatsorchesters schrieb er ein neues Stück für OPERcussion – Die Schlagzeuger des Bayerischen Staatsorchesters. Nachdem er die Partitur beendet und sie mit einem Mitglied des Ensembles Note für Note durchgegangen war, nahm ihm die schwere Erkrankung das Heft aus der Hand: Reziprok II ist als sein letztes Werk nun zum Vermächtnis geworden und soll am 28. Juni 2023 im Cuvilliés-Theater uraufgeführt werden. Das Festspiel-Kammerkonzert mit OPERcussion wird dem Gedenken an Walter Haupt gewidmet sein.

Wir werden ihn in unserem Gedächtnis behalten und versuchen, seine ansteckende Leidenschaft für die Musik an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben und seine Inspiration in die Zukunft zu tragen.

Foto:  © Philip Brunnader, Landestheater Linz