Tosca
Giacomo Puccinis Tosca hat seit der Uraufführung das Publikum elektrisiert. Die Schockwelle, die von dieser Oper ausging, war so stark, dass noch Jahrzehnte viele Reaktionen eher von der Fassungslosigkeit und Überwältigung der Betroffenen sprechen als von den Qualitäten des Stückes selbst und seiner Dreiecksgeschichte um die Sängerin Floria Tosca, den Maler Mario Cavaradossi und den Polizeichef Baron Scarpia. Das Künstlertum des Protagonistenpaars Tosca und Cavaradossi ist dabei keine koloristische Zutat, sondern definiert das Profil ihrer Charaktere; es begründet die Exzentrik Toscas ebenso wie die Liberalität Cavaradossis und erklärt auch das ausgeprägte Selbstbewusstsein der Sängerin: Aus der Heroine der Bühne wird eine Heldin im Leben. Auch die Erscheinung Scarpias ist als Auswuchs seiner entfesselten totalitären Macht zu verstehen, und sein sexueller Sadismus heute noch einer der wahrhaft skandalösen Momente der Opernliteratur. Mit seinem Geflecht musikalischer Erkennungsmotive, erreicht Puccini eine neue Dimension von durchkomponierter Opernstruktur.