Zum Tod von Eduardo Villa
Der Tenor Eduardo Villa ist gestorben. Fast zwanzig Jahre lang war er an der Bayerischen Staatsoper eine feste Größe, vier Jahre davon auch als Ensemblemitglied, zuvor und danach ein immer wieder gern gesehener und gefeierter Gast, mehr noch: ein Freund des Hauses. Geboren 1953 in Los Angeles, erhielt er seine Ausbildung an der University of Southern California; Lehrer wie Martial Singher, Horst Günter und Margaret Harshaw gaben ihm den vokalen Feinschliff, im Studio der San Francisco Opera holte er sich von 1980 an die erste Praxiserfahrung. Wie die meisten jungen US-amerikanischen Talente zog es ihn dann nach Europa, von 1983 bis 1987 wurde ihm in seinem ersten Festengagement das Stadttheater Basel zur künstlerischen Basis. Während dieser Zeit nahmen die Einladungen zu Gastspielen stetig zu: an die Wiener Volksoper, ans Opernhaus Zürich, nach Genf, Rom und Paris. Und nach München: 1986 gab er, zunächst mit einem Gastvertrag, an der Bayerischen Staatsoper sein Debüt in der Titelpartie von Les Contes d’Hoffmann. Von 1987 bis 1991 war er hier als Ensemblemitglied zu Hause, und danach im Grunde auch. An die 230 Abende hat er hier gesungen, vor allem Partien von Verdi (Rigoletto-Herzog, Radamès, Fenton) und Puccini (Des Grieux, Rodolfo, Pinkerton) und von den beiden Strauss, Johann und Richard – aber auch den Elisero in Rossinis Mosè und La Rocca in Henzes Der junge Lord. Den Macduff gestaltete er hier 38 Mal, den Rosenkavalier-Sänger 28 Mal, und den Alfred in der Fledermaus sage und schreibe 59 Mal; mit dieser Partie verabschiedete er sich am 8. Februar 2005 vom Münchner Publikum. Seit 1991 führte ihn seine freie Gastiertätigkeit außerdem durch ganz Europa und Nordamerika. An der New Yorker Metropolitan Opera war er beispielsweise in der Titelpartie von Don Carlo, als Radamès in Aida und als Don José in Carmen zu erleben. Viele Kollegen an der Bayerischen Staatsoper haben seine Stimme noch im Ohr, als habe er erst gestern wieder im Nationaltheater gesungen. Und sein freundliches Wesen, sein entwaffnendes Lächeln, mit dem er unweigerlich jeden begrüßte, dem er begegnete, wird allen im Gedächtnis bleiben, die ihn kennenlernen durften. Im Dezember 2023 ist er nun seiner jahrelang tapfer ertragenen tückischen Krankheit erlegen. Wir sind dankbar, ihn und seine berückend schöne Stimme so lange und oft bei uns gehabt zu haben.
M. K.