Semele

#BSOsemele

Sie ist Statistin ihres eigenen Lebens. Die eigene Lebensrealität ist ihr fremd. Semele wird von ihrem Vater zur Ehe mit Athamas gedrängt und findet sich schlagartig in ihrer eigenen Hochzeitszeremonie wieder, durch die Heiratsindustrie zu einer pompösen Hollywoodszenerie hochgeschraubt. Indem sie sich selbst von außen zu beobachten beginnt, erschafft sie als scheinbaren Ausweg eine Parallelrealität, die sie über ihr Leben stülpt, wo all ihre Sehnsüchte gestillt werden: ein verständiger Vater, ein liebender Ehemann, Selbstbestimmung, kurzum: die Erfüllung. Allerdings temporär und vor allem irreal. Am Ende stünde der Weg zurück in ihr tatsächliches Leben an, in dem sie flugs als Ehefrau durch ihre Schwester Ino ausgetauscht wurde, weil sie ihrer dort zugeteilten Rolle nicht gerecht werden konnte. Semele, physisch anwesend, wird psychisch den Weg in die Realität nicht zurückfinden. Ihr Verstand wird durchglühen. Zu sehr hatte sie sich von der Normalität entfernt. Zu wenig deckten sich die starren Erwartungen an sie als Individuum mit ihrem eigenen Willen. Dieser Grundkonflikt der Semele wurde von William Congreve und Georg Friedrich Händel aus Ovids Metamorphosen in die für die Barockoper gängigen Erzählstrukturen gebettet. Heute kann es auch der Blick auf die einengende Macht des bürgerlichen Korsetts sein.

Zum Stück

Trailer

Observations

SEMELE meets DIDO - Münchner Opernfestspiele 2023

Podcasts

AUDIOFEATURE

Semele soll Athamas heiraten. Alles ist vorbereitet für die Hochzeit. Die Braut aber spielt nicht mit, Semele will etwas Anderes. Ihr Geliebter ist immerhin der Gott Jupiter selbst. Als dessen Gattin Juno in der jungen Frau den Wunsch nach Unsterblichkeit weckt, als sie dem Geliebten in seiner göttlichen Gestalt begegnen will, ist das ihr Untergang: Im Glanz der Erscheinung Jupiters muss sie verbrennen. – Claus Guth liest Georg Friedrich Händels Opern-Oratorium als den Versuch einer Befreiung aus gesellschaftlichen Konventionen. Am Ende ist Semele psychisch durchgeglüht, „es wird halt anders geheiratet und die Story geht weiter…“

AUDIOFEATURE auf Spotify anhören 
AUDIOFEATURE auf Apple Podcast anhören
AUDIOFEATURE auf Google Podcast anhören
AUDIOFEATURE auf YOUTUBE anhören 

HOW TO OPER

In der aktuellen Folge sprechen Kathi Roeb und Linda Becker über die Neuproduktion Semele von Regisseur Claus Guth, die am 15.7.2023 im Prinzregententheater Premiere feiert. Dabei sprechen sie mit Dramaturg Christopher Warmuth über den Zwiespalt vom gesellschaftlich, konventionellen Bild der Ehe und der Verwirklichung des Individuums. Außerdem erklären sie die musikalische Besonderheit der Da-capo-Arien und wie diese das Barockstück so prägten.

HOW TO OPER auf Spotify anhören
HOW TO OPER auf Apple Podcast anhören
HOW TO OPER auf Google Podcast anhören
 

HOW TO OPER - SPOILER

Die subjektive, leicht beschwipste Opernkritik-Ach du lieber Schwan! Diesmal sprechen Kathi Roeb und Linda Becker mit unserem Fan Flo, Gewinner unseres <30-Gewinnspiels, über den Premierenabend von SEMELE im Prinzregententheater.

HOW TO OPER auf Spotify anhören
HOW TO OPER auf Apple Podcast anhören
HOW TO OPER auf Google Podcast anhören
 

HAND AUFS HIRN

In der sechsten Folge »Hand aufs Hirn« erzählt Emilia Roig über ihre Entscheidung, zu heiraten und sich scheiden zu lassen. In ihrem kürzlich erschienenen Buch »Das Ende der Ehe – Für eine Revolution der Liebe« knöpft sie sich die Institution Ehe vor: Die Ehe normiert Beziehungen und Familie, kontrolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeitskraft. Sie ist eine wichtige Stütze des Kapitalismus und lässt uns in binären Geschlechterrollen verharren. Emilia Roig ruft daher das Ende einer patriarchalischen Institution aus. Gibt es theoretisch überhaupt wirklich Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in einer Ehe? Woher kommt die Institution Ehe? Wo schränkt uns diese Institution ein? Und: Wie sähe unser Leben aus, gäbe es keine Ehe mehr?

HAND AUFS HIRN auf Spotify
HAND AUFS HIRN auf Apple Podcast
HAND AUFS HIRN auf Google Podcast
HAND AUFS HIRN auf YouTube

Zurück zu STAATSOPER.TV