Alexander Glasunow

Alexander Konstantinowitsch Glasunow
10. August 1865 – 21. März 1936

Mit dem Tod von Peter I. Tschaikowsky 1893 stand Iwan Wsewoloschsky, Direktor des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg, vor einer wichtigen Entscheidung: Er musste für den alten Meister des klassischen Balletts – den Choreographen Marius Petipa – einen Nachfolge-Komponisten finden, von dem man das selbe künstlerische Niveau erwarten konnte. Mit der Wahl Alexander Glasunows für die Produktion von Raymonda bewies der Direktor ein klares Ohr. Glasunow war zu dieser Zeit bereits ein Musiker von Rang und Format. Sein Lehrer Nicolai Rimsky-Korsakow hatte ihm die Grundsteine zu einer steilen Karriere gelegt, die im Jahre 1882 begann, als er mit erst 16 Jahren seine 1. Sinfonie mit durchschlagendem Erfolg zur Uraufführung gebracht hatte. Sieben Jahre später erregte er bei der Weltausstellung in Paris internationale Aufmerksamkeit. In den 1890ern folgte daraufhin eine Phase intensiver Schaffenskraft. Für die Bühne schrieb er allerdings nur sehr wenig: Zusammen mit Rimsky-Korsakow vollendete und instrumentierte er Fürst Igor – Alexander Borodins Opernfragment. 1898 folgte dann Raymonda, dem sich nur noch Ruses d’amour (1899) und Die Jahreszeiten (1900) – alle in der Choreographie von Petipa – anschlossen. 

Glasunow widmete sich wieder anderen Gattungen und mit Nachdruck auch der Förderung junger Künstler: als Leiter der zu diesem Zwecke gegründeten Beljajew-Stiftung (Mitrofan Beljajew war ein früher Verehrer Glasunows und der Verleger aller seiner Werke) und als Direktor des St. Petersburger Konservatoriums. Des weiteren unternahm er zahlreiche Tourneen ins Ausland und wurde zu einem international gefeierten und vielgeehrten Künstler. Aufgrund der schwierigen politischen Verhältnisse kehrte er 1928 nicht mehr in seine Heimat zurück, sondern ließ sich in Paris nieder, wo er 1936 starb. 

In seiner Musik verschmolz er russische Folklore-Elemente mit einem westlich orientierten Stil, wie er etwa auch bei Tschaikowky zu finden ist. Seine formale Ausgewogenheit und seine maßvolle Ausdrucksweise verschafften ihm den Beinamen russischer Brahms. Immer neue Klangfarben und ungewöhnliche Harmonien machten ihn zum Vorbild für Igor Strawinsky und Dimitrij Schostakowitsch. Er war ein ungeheuer vielseitiger Komponist, genannt seien nur seine 8. Sinfonie, seine Klavierkonzerte von 1910 und 1916, sein Violinkonzert, die frühe Tondichtung Stenka Rasin und die bedeutenden Streichquartette. Sein Saxophonkonzert von 1933 zeigt, dass er bis ins späte Alter noch offen für Neues war.