Spielzeit 2025–26

DER MENSCH IST, WOZU ER SICH MACHT
 

Wenn wir über die Natur der menschlichen Existenz nachdenken, erinnert uns Jean-Paul Sartres berühmtes Diktum „Der Mensch ist, wozu er sich macht“ an die weitreichende Verantwortung eines jeden Einzelnen für die Ausgestaltung des individuellen Seins und der eigenen Existenz.

Die Spielzeit 2025–26 steht im Einklang mit diesem Thema, denn jede Erzählung unserer Neuinszenierungen zeugt von Prozessen der Selbsterschaffung und den Konsequenzen der Entscheidungsfreiheit des Menschen. In Giuseppe Verdis Rigoletto verfängt sich der tragische, gequälte Narr in den Netzen von Rache und Liebe, und sein Kampf zeigt uns, dass jede Tat Auswirkungen auf unser Sein hat, manchmal auf eine unheilvolle, nur schwer erträgliche Weise.

In Charles Gounods Faust begegnet uns ein Mann, der bereit ist, seine Seele aufs Spiel zu setzen, um Wissen und Macht zu erlangen. „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss“, mahnt uns die literarische Vorlage, Goethes unsterbliches Drama, das eindrucksvoll die Gefahren eines Verlangens aufzeigt, das die Seele verzehrt.

Einen existenziellen Kampf ficht auch Brünnhilde in Richard Wagners Die Walküre  aus. Sie ringt mit den Grenzen und Widersprüchen von Liebe und Pflicht – ein klassischer Opernkonflikt also, der hier ins Universelle ausgeweitet ist.

Die Zauberin Alcina in Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper versucht, die Realität nach ihrem Willen zu formen. Doch ihre magischen Kräfte wenden sich letztlich gegen sie selbst.

Das übernatürliche Element kommt auch in Nikolai Rimski-Korsakows Die Nacht vor Weihnachten  zum Vorschein. Hier führt es dazu, dass die Figuren auf der Suche nach dem eigenen Glück die Möglichkeit zur Transformation in einer Welt voller Licht und Schatten erhalten.

In Hans Werner Henzes Tierparabel Die englische Katze  wird die Frage nach der Selbstbestimmtheit des Menschen auf der Ebene des gesellschaftlichen Zusammenlebens verhandelt. Das komplexe Wechselspiel zwischen Konformität und Selbstbestimmung wird hier zum Gegenstand einer beißenden Satire.

Die Uraufführung von Brett Deans Oper Of One Blood zeigt zwei in ihren persönlichen Ambitionen gefangene Herrscherinnen: Mary Stuart und Elizabeth I. Sie handeln im Gegensatz zu Hannah Arendts Einsicht, wonach Macht nur dort Wirklichkeit wird, wo Worte und Taten untrennbar miteinander verflochten sind.

Der dreiteilige Abend des Bayerischen Staatsballetts mit dem Titel Waves and Circles ist ein Programm voller Kontraste. Maurice Béjart und William Forsythe, zwei der wegweisenden Choreograph:innen des 20. Jahrhunderts, werden mit ihren beiden Werken Boléro und Blake Works I der choreographischen Handschrift der jungen kanadischen Choreographin Emma Portner gegenübergestellt.

Zum Auftakt der Ballettfestwoche 2026 präsentiert das Bayerische Staatsballett Common Ground. Hier gehen Werke von Hans van Manen, Alexander Ekman und Johan Inger eine spannende Verbindung ein. Sowohl Ekman als auch van Manen verwenden dabei Musik von Ludwig van Beethoven – ein Komponist, der wie kein zweiter für Freiheit steht.

Zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele 2026 lanciert das Bayerische Staatsballett mit Konstellationen  ein neues Format, in dem Bestandteile des eigenen Repertoires neu kombiniert werden – mit dem Ziel, überraschende Bezüge und Querverbindungen aufzuzeigen.

Das Bayerische Staatsorchester, einer der renommiertesten Klangkörper der Welt, bürgt auch in dieser Spielzeit für programmatische Vielfalt und künstlerische Exzellenz auf höchstem Niveau. Große Symphonik trifft auf seltener aufgeführte Werke, interpretiert von berühmten Maestri und Solist:innen sowie jungen Talenten.

Ihr Serge Dorny

Premieren des Bayerischen Staatsballetts

Konzerte 2025–26

Liederabende 2025–26

Repertoire 2025–26