Heiner Goebbels
Heiner Goebbels ist 1952 in Neustadt/Weinstrasse geboren und lebt seit 1972 in Frankfurt am Main. Er studierte Soziologie und Musik und schrieb viel Theater-, Film- und Ballettmusik (u.a. für Claus Peymann. Ballett Frankfurt). Mitte der 80er Jahre begann er Hörspiele zu komponieren, welche meist Umsetzungen von Texten Heiner Muellers waren. 1994 komponierte er Surrogate Cities, ein 90-minütiges Auftragswerk für die Alte Oper Frankfurt.
Mit seinen Stücken wurde er zu vielen großen Theaterhäusern und Musikfestivals in über 30 Ländern eingeladen. 1997 nahm er an der Documenta X in Kassel mit seinem Musical.Sketch Landscape with man being killed by a snake teil. 2000 war er am Centre Pompidou mit den Klanginstallationen timeios und fin de soleil vertreten. Heiner Goebbels war als Dozent am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und in der Kompositionsklasse der Musikhochschule Karlsruhe tätig. 2001 wurde Surrogate Cities in der Kategorie "Beste zeitgenössische Komposition" für den Grammy nominiert. Mit Michael Simon arbeitete Heiner Goebbels bereits in den 90er Jahren in Musiktheaterproduktionen am Theater am Turm in Frankfurt.
Heiner Goebbels, born on August 17, 1952 in Neustadt/Weinstrasse, lives since 1972 in Frankfurt/Main. He studied sociology and music. He wrote theatre music (for Claus Peymann and others), film music and ballet music (for the Ballet Frankfurt). In the middle of the 80s he began composing and directing audio plays of his own, most of them based on texts by Heiner Mueller. In 1994 he composed Surrogate Cities, a 90 minutes composition for big orchestra commissioned by the Alte Oper Frankfurt.
In 1997 he participated in the Documenta X in Kassel with his musical theatre sketch Landscape with man being killed by a snake (September 97) In 2000 Heiner Goebbels created the sound installations timeios and fin de soleil at the centre Pompidou in Paris,
He also worked at a professor at "Institut für Angewandte Theaterwissenschaft" University Giessen and "Musikhochschule Karlsruhe - Kompositionsklasse". In 2001 Surrogate Cities has been nominated fort he Grammy in the category "Best classical contemporary composition". He worked already with Michael Simon in the 90s for opera productions in Frankfurt.
AWARDS
1981 Deutscher Schallplattenpreis
1984 Karl-Sczuka-Preis des SWF (Donaueschinger Musiktage) for Verkommenes Ufer/Wasteland Waterfront
1985 Deutscher Schallplattenpreis
1985 Hoerspielpreis der Kriegsblinden for Die Befreiung des Prometheus /The Liberation of Prometheus
1986 Prix Italia for Die Befreiung des Prometheus/The Liberation of Prometheus
1988 Goldene Ehrennadel der Deutschen Schallplattenkritik
1989 Berliner Hörspielpreis /Akademie der Künste for Wolokolamsker Chaussee/Volokolamsk Highway
1990 Karl-Sczuka-Preis des SWF (Donaueschinger Musiktage) for Wolokolamsker Chaussee/Volokolamsk Highway
1991 Prix Futura for Wolokolamsker Chaussee/Volokolamsk Highway - Part V
1992 Karl-Sczuka-Preis des SWF (Donaueschinger Musiktage) for Schliemanns Radio
1992 Prix Italia for Schliemanns Radio
1993 Hessischer Kulturpreis
1996 Prix Italia for Roman Dogs
1996 Radio-Ostakino-Prize, Moskow for Der Horatier
1998 Hörspiel des Jahres der Akademie der darstellenden Künste for Die Wiederholung / The Repetition
2001 European Theater Prize - New Theatrical Realities (Taormina)
2001 Herald Angel Award of the Edinburgh International Festival for Hashirigaki.
2002 Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt / Goethe Medal of the City Frankfurt
2002 Prix Marulic for Oder die glücklose Landung / Or the hapless landing
2002 World Silvermedal of the New York Festivals for Oder die glücklose Landung / Or the hapless landing
2003 Deutscher Kritikerpreis, Sparte "Musik" (price of the german critics in "music")
2004 Grammy Nomination for Eislermaterial.
2004 Herald Angel Award at the Edinburgh International Festival for Eraritjaritjaka - museé des phrases.
2005 OPUS Stage Price for Eraritjaritjaka - museé des phrases in the category directing.
2005 GRAND PRIX DE LA CRITIQUE for Eraritjaritjaka - museé des phrases in the category best foreign performance (France/Paris).
2005 GRAND PRIX "Mira Trailovic" for Eraritjaritjaka - museé des phrases at the BITEF FESTIVAL (Belgrade).
2005 Price in the category "Best Director" for Eraritjaritjaka - museé des phrases by the newspaper POLITIKA (Belgrade).
Geboren am 17.8.1952 in Neustadt/Weinstraße
Aufgewachsen von 1955 bis zum Abitur 1971 in Landau/Pfalz
1972 Wechsel nach Frankfurt/Main
Soziologie-Diplom 1975, Staatsexamen in Musik 1978
Lebt als freischaffender Komponist (Orchester- und Kammermusik, Musiktheater, Hörstücke, Theater-, Film-, Ballettmusik) mit Barbara Rendtorff und den gemeinsamen Kindern Jakob und Rosa in Frankfurt/Main
1976 Mitbegründer des "Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters" (bis 1981) und des Duos Heiner Goebbels / Alfred Harth (bis 1988)
1978-80 musikalischer Leiter am Schauspiel Frankfurt (Ära Palitzsch)
1982 Gründung der experimentellen Rock-Gruppe "Cassiber"
Zahlreiche Plattenveröffentlichungen, Konzerte und Tourneen in Europa, Sowjetunion, Nord-und Südamerika mit allen Formationen
Komponist und Regisseur eigener Musiktheater-und Hörstücke (oft nach Texten von Heiner Müller) sowie szenischer Konzerte
Mehrere Konzertprojekte mit Musikern der internationalen Improvisationsszene Schallplattenpreise 1981 und 1984
Goldene Ehrennadel der deutschen Schallplattenkritik 1988
1984, 1990 und 1992 Karl-Sczuka-Hörspielpreis des SWF Baden-Baden
1985 Hörspielpreis der Kriegsblinden
1986 Prix Italia
1989 Berliner Hörspielpreis der Publikumsjury
1991 Prix Futura
1992 Prix Italia für "Schliemanns Radio"
1993 Hessischer Kulturpreis
1996 Prix Italia für "Roman Dogs"; Radio Ostankino-Preis (Moskau) für "Der Horatier"
Heiner Goebbels ist Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, und der Akademie der Darstellenden Künste, Frankfurt.
Homepage: http://www.heinergoebbels.com
Porträt
Unter den Komponisten zeitgenössischer Musik ist Heiner Goebbels eine singuläre Figur. Nach frühen rockmusikalischen Erfahrungen prägt die Studentenbewegung seinen künstlerischen Werdegang. In seiner soziologischen Diplomarbeit ("Zur Frage der Fortschrittlichkeit musikalischen Materials. Über den gesellschaftlichen Zusammenhang kompositorischer Maßnahmen in der Vorklassik und bei Hanns Eisler") findet er zu dem kategorischen Imperativ, der bis heute für ihn gilt: Komponiere stets so, daß du mit deiner Musik den Hörer nicht entmündigst. Musik reflektiert gesellschaftliche Realität, ihr Standort und ihre Haltung müssen immer neu bestimmt werden. Dazu verwendet Goebbels die unterschiedlichsten Gattungen und Besetzungen; die Spannweite reicht von Theater-, Film- und Ballettmusik bis zu Hörspielen und experimentellem Musiktheater. Heiner Goebbels komponiert - nie ohne außermusikalischen Anlaß - in enger Zusammenarbeit mit Autoren und Musikern, deren instrumentale Ausdruckskraft er nutzt. Seine Musik zielt immer unter die Oberfläche seiner Sujets und läßt sie mit anderen, entfernten Bedeutungsebenen in Spannung treten. Montage und Collage mit einkomponierten Freiräumen: Die Komposition setzt sich, nicht mehr beschreibbar, im Kopf des Hörers neu zusammen. Bei der Arbeit mit Texten (vor allem Heiner Müllers) erschließt er die Subtexte, die sich über die Tektonik und den Sprachrythmus vermitteln. Häufig verwendet er populärmusikalische Verlaufsmuster, die er mit avantgardistischen Methoden funktionalisiert und radikal mit der 1982 gegründeten experimentellen Rock-Gruppe "Cassiber" ausgeformt hat. Obgleich ungewöhnlich produktiv, entgeht er, mit jedem Schritt anspruchsvoll-innovativ, einem Personalstil. Sein Gespür für attraktive und brisante Wirkungen sichert ihm seinen außerordentlichen Publikumserfolg.
(Bernd Leukert)