Patricia Neary

wurde in Miami geboren. Sie studierte klassischen Tanz bei Georges Milenoff und Thomas Armour sowie an der School of American Ballet. Ihr erstes Engagement erhielt sie in der Spielzeit 1959/60 beim National Ballet of Canada, 1960 wechselte sie zum New York City Ballet und wurde zwei Jahre später zur Solistin ernannt. Sie tanzte dort alle wichtigen Rollen des umfangreichen Balanchine-Repertoires, profilierte sich bei Gastauftritten aber auch als Odette/Odile in Schwanensee und als Myrtha in Giselle. Die Hauptpartien in Balanchines Raymonda Variations (1961) und Rubies (Jewels, 1967) wurden eigens für sie geschaffen.
Nearys geradezu fotografisches Gedächtnis, ihre Musikalität und ihre Fähigkeit, auch schwierigste Partien in kürzester Zeit zu lernen, führte dazu, dass Balanchine sie mit der Einstudierung seiner Choreographien bei Tanzcompagnien in aller Welt betraute, u.a. in Paris, London, Kopenhagen, Stuttgart, San Francisco, Buenos Aires, Kapstadt und Tokio. Von 1971 bis 1973 war Patricia Neary als Ballettmeisterin an der Deutschen Oper Berlin tätig, im Jahre 1973 übernahm sie die Direktion des Ballets am Grand-Théâtre de Genève, das sie zu einer zentralen Pflegestätte von Balanchines choreographischem Schaffen ausbaute. Gleiches gilt für das Ballett am Zürcher Opernhaus, das sie von 1978 bis 1985 leitete. Nach zwei kürzeren Intermezzi als Ballettdirektorin am Teatro alla Scala in Mailand (1986/87) und beim Ballet British Columbia in Vancouver (1989/90) widmete sich Patricia Neary ausschließlich ihrer Tätigkeit als Botschafterin und Hüterin des choreographischen Erbes von George Balanchine.
Im Frühjahr 1974 kam Patricia Neary erstmals nach München, um Balanchines Apollo einzustudieren. Seitdem hat sie bei nahezu allen Balanchine-Produktionen am Nationaltheater die Einstudierung vorgenommen, so für The FourTemperaments (1980), La Valse (1982), Symphony in C (1991) und Concerto barocco (1995), deren Wiederaufnahmen sie bis heute kontinuierlich betreut. Ihre letzte Premieren-Einstudierung beim Bayerischen Staatsballett war im Frühjahr 2005 Agon.