Judith Turos

Ballettmeisterin

Judith Turos ist ungarischer Abstammung und in Rumänien geboren. 1988 nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an. Bereits als Kind wurde sie von ihrer Heimatstadt Dej für einen Platz an der Ballettakademie in Klausenburg ausgewählt. Im Alter von 16 Jahren erhielt sie ein Stipendium für die Moskauer Ballettakademie, wo sie die Ausbildung zur Tänzerin mit Diplom abschloss. Danach tanzte sie eineinhalb Spielzeiten mit der Compagnie von Oleg Danovski. Dort sammelte sie ihre ersten praktischen Erfahrungen als professionelle Tänzerin. Als Zwanzigjährige setzte sie sich 1981 auf ihrer ersten Deutschlandtournee ab und erhielt in München Asyl. Während sie auf ihre Arbeitserlaubnis warten musste, bekam sie unter der Direktion von Edmund Gleede die Gelegenheit, das Training des Balletts der Bayerischen Staatsoper zu besuchen. Nach Abschluss des Verfahrens konnte ihr ein fester Vertrag angeboten werden. 1985 wurde sie schließlich von Ronald Hynd zur Ersten Solistin ernannt. In der Folge war sie in zahlreichen Rollen im klassischen und modernen Repertoire zu erleben. Dieses umfasste unter anderem die Titelrollen in DornröschenRomeo und Julia sowie ihre Paraderolle der Tatjana in John Crankos Onegin. Nach der Geburt ihrer Tochter und der Gründung des Bayerischen Staatsballetts unter der Direktion von Konstanze Vernon setzte sie ihre beeindruckende Karriere in den 1990er-Jahren fort. Sie arbeitete mit Choreographen wie Jiří Kylián, Hans van Manen, Youri Vámos, Angelin Preljocaj oder Davide Bombana und war in Choreographien von George Balanchine zu sehen (La Valse, Serenade, The Four Temperaments). Im Bereich des Handlungsballetts erweiterte sie ihr Repertoire mit der Katharina in John Crankos Ballett Der Widerspenstigen Zähmung und mit weiteren anspruchsvollen Rollen in Produktionen von John Neumeier. Dieser besetzte sie in Ein Sommernachtstraum als seine erste Münchner Hippolyta/Titania. Ebenso vertraute er ihr 1997 die Rolle der Marguerite Gautier in seinem Ballett Die Kameliendame an. In der gleichen Spielzeit wurde Judith Turos vom Bayerischen Staatsminister Hans Zehetmair als erste Künstlerin mit dem Titel "Bayerische Kammertänzerin" ausgezeichnet. 1999 erhielt sie den renommierten Merkur-Preis, im Jahr darauf den ungarischen Tanzpreis Európa 2000 und den Tanzpreis der Landeshauptstadt München. Eine Verletzung und darauffolgende Operationen bedeuteten im Jahre 2003 einen starken Einschnitt in ihrer Karriere. Fortan übernahm sie neben Charakterpartien auch Aufgaben als Ballettmeisterin. Bereits 1998 hatte sie erfolgreich ein Ballettpädagogik-Studium an der Münchner Hochschule für Musik und Theater mit Diplomabschluss absolviert. In Hans van Manens The Old Man and Me, dessen Premiere sie an der Seite von Ivan Liška tanzte, gab sie im Rahmen der Ballettwoche 2005 ihren offiziellen Abschied als Tänzerin. Seit der Spielzeit 2005/2006 ist Judith Turos als Ballettmeisterin beim Bayerischen Staatsballett engagiert und gibt ihre Erfahrungen an die neue Generation von Tänzerinnen und Tänzer weiter.

(Stand: Februar 2025)