AB: Es war anfangs also sehr ungewöhnlich, mit Paul als choreographisches Duo aufzutreten?
SL: Sehr ungewöhnlich, ja. Man hat uns nicht in gleichem Maße akzeptiert. Die Leute wollten immer nur einen. Es war komisch, dass wir zu zweit waren. Und zwar ein Mann und eine Frau. Aber darauf bauen alle unsere Choreographien auf. Es ist wie mit Yin und Yang. Wenn zwei Männer was choreographiert haben, hat man sie als gleichberechtigt angesehen. Wenn aber ein Mann und eine Frau künstlerisch zusammengearbeitet haben, hat man die Frau in einer schwächeren Frequenz wahrgenommen.
Ich mochte es überhaupt nicht, wenn die Leute mich nur als seine Muse angesehen haben und nicht als kreative Kraft.
Zu Beginn habe ich mich darum auch nicht wirklich gekümmert, sondern mich auf meine Arbeit konzentriert. Das hat sich in dem Moment geändert, als ich Mutter wurde. Da habe ich angefangen, mich und meine Bedürfnisse selbst zu managen. Und meine Prioritäten haben sich geändert.
AB: Hast du Tipps für junge Choreographinnen? Wie sollten sie sich am besten verhalten?
SL: Du musst immer an dich selbst glauben und dich selbst lieben. Du darfst nicht darauf warten, dass andere Menschen kommen, die dich und deine Arbeit schön finden. Du bist schön! Lerne zu kommunizieren und dich auszudrücken; finde den Stil, der deiner ist. Und dann: Kreiere! Kreiere mit Liebe und teile es.
AB: Eine schöne Antwort. Gibt es in deinen Augen denn so etwas wie eine „weibliche“ Choreographie?
SL: Wenn ich eine Choreographie sehe, möchte ich keinen Unterschied sehen. Ich möchte einfach eine gute Choreographie sehen. Da ist es völlig egal, ob sie von einer Frau oder von einem Mann geschaffen wurde. Pina Bausch ist hier das beste Beispiel. Sie hatte ein unglaubliches Potenzial und hat in ihrer Zeit jede Choreographie beeinflusst. Sie war und ist auch meine größte Inspiration.
AB: Wie sind denn die Frauen in Schmetterling dargestellt? Welche Rollen spielen sie?
SL: Ich habe mich immer dafür interessiert, wie die Frauen sich über die Generationen hinweg entwickeln, wie sie sich wie ein Faden durch die Evolution weben. Es gibt die drei Stadien in einem weiblichen Leben: das kleine Mädchen, die Frau und die alte Dame. Die große Inspiration für diesen Abend sind in Symbolen gesprochen: Leben, Tod und Verwandlung. Dies kommt auch in Schmetterling zum Ausdruck.
Eine Sache möchte ich abschließend noch sagen: Was der Zuschauer in diesem Abend sehen wird, wurde gleichermaßen von einem weiblichen und einem männlichen Herzen kreiert, die die erwähnten beiden Gegensätze darstellen. Und der Abend wird ganz wunderbar von sensiblen Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne umgesetzt.