Duato / SKeels / EYAL
#BSBtriplebill
Manchmal möchte man der Welt entfliehen – die drei Choreographien dieses neuen Triple Bills, der die Ballettfestwoche 2024 eröffnet, kreisen um verschiedene Formen der Weltflucht. Autodance ist das zweite Werk der aus Israel stammenden Choreographin Sharon Eyal und ihres künstlerischen Partners Gai Behar, das das Bayerische Staatsballett zeigt. Mit der griechischen Vorsilbe „auto“ verweist Eyal auf einen Tanz, der seine Energie aus sich selbst schöpft. Ori Lichtik hat dazu seinen gewohnt elektronischen mehrschichtigen Beat geschaffen, der an exzessive Partynächte und überirdische Sphärenharmonien denken lässt.
Der Auslöser zu White Darkness war für Nacho Duato der Tod einer seiner Schwestern. Das Werk entstand für die Compañía Nacional de Danza in Madrid und beschäftigt sich mit dem fatalen Sog von Rauschmitteln. Dazu erklingen Werke für Streichquartett und Streichorchester von Karl Jenkins.
Die Uraufführung Chasm entwirft der Nordamerikaner Andrew Skeels, der zum ersten Mal mit dem Bayerischen Staatsballett arbeitet. Seine choreographische Sprache ist von einer filmischen Ästhetik geprägt, die sich durch Geschwindigkeit und einer Lust am Risiko auszeichnet. Die Basis zu diesem Werk, das im Mittelteil des Ballettabends zu sehen ist, bildet ein Science-Fiction-Szenario: Tausende von Jahren in der Zukunft hat sich in einem evolutionären Prozess eine neue menschliche Spezies entwickelt. Sie lebt in einem Höhlensystem und hat über ein myzelartiges Geflecht eine eigene Kommunikationsform entwickelt. Aufgrund klimatischer Veränderungen muss die Gemeinschaft ihre Lebensweise radikal ändern und aus der Höhle ausbrechen. Sie entwickelt ein Ritual, mit dem es diesen Menschen tatsächlich gelingt, einen Riss („chasm“) hervorzurufen. Am Ende müssen sie erkennen, dass ihre Hoffnung vergebens war. Untermalt wird das Science-Fiction-Szenario von den filmischen Klängen des Komponisten Antoine Seychal.