Wir trauern um die Sopranistin Aga Mikolaj

Die Sängerin, die von 2002 bis 2007 an der Bayerischen Staatsoper Ensemblemitglied war, starb viel zu früh am 11. November bei einem Besuch in ihrer polnischen Heimat. Sie wurde nur 50 Jahre alt. Ihr Studium in Poznań ergänzte sie durch Meisterklassen bei Renata Scotto und Elisabeth Schwarzkopf. Mit dieser verband sie eine mehrjährige, außergewöhnlich intensive Zusammenarbeit, die bis zu Schwarzkopfs Tod im Jahr 2006 währte. Nach einem ersten Engagement am Teatr Wielki kam Aga Mikolaj nach München und sang hier am Nationaltheater ein breitgefächertes Repertoire von Monteverdi bis Schönberg, darunter Partien wie Pamina (Die Zauberflöte), Gräfin Almaviva (Le nozze di Figaro), Donna Elvira (Don Giovanni), Musetta (La bohème), Ännchen (Der Freischütz) und Gretel (Hänsel und Gretel). Einen besonderen Nerv traf ihre Interpretation der Micaela in Carmen, die sie in vielen Vorstellungen – unter anderem an der Seite von Jonas Kaufmann – verkörperte und für die sie 2011 mit der TZ-Rose ausgezeichnet wurde. Ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erinnern sich an eine warmherzige Persönlichkeit, die sich auf alle musikalischen Aufgaben hochprofessionell und minutiös vorbereitete, nie anders als bestens präpariert zur Probe kam und darum von großen Dirigenten wie Zubin Mehta hochgeschätzt wurde. Während ihrer Münchner Festanstellung und danach hat sie an vielen europäischen und internationalen Opernhäusern gastiert, von Berlin, Paris, Mailand, Wien und Moskau bis nach Tokio, mit Partien wie Alice Ford (Falstaff), Tatjana (Eugen Onegin) und Donna Elvira, die sie 2020 in einer konzertanten Vorstellungsserie in Palermo darstellte; als am letzten Abend die Sängerin der Donna Anna erkrankt war, übernahm sie zusätzlich auch deren Partie und riss das Theater zu Jubelstürmen hin. Dem Münchner Haus blieb sie über ihr Festengagement hinaus weiterhin vielfach verbunden; in Bayern hatte sie auch ihr Zuhause gefunden. Zuletzt stand sie an der Bayerischen Staatsoper 2015 als Freia in Das Rheingold unter der musikalischen Leitung von Kirill Petrenko auf der Bühne. Noch vor wenigen Wochen studierte sie mit dem Korrepetitorenteam neue Werke ein und hatte viele Pläne für Liederabende, Konzerte und Opernaufführungen. Ihr Tod reißt eine Lücke, die schwer zu schließen ist. Wir werden Aga Mikolaj vermissen und ihr ein ehrendes Andenken bewahren.

München, November 2021