Serge Dorny
Serge Dorny wurde im belgischen Wevelgem geboren und studierte Kunstgeschichte, Archäologie, Musikwissenschaften und Kommunikation an der Universität Gent und Musik am dortigen Konservatorium. Er begann seine Theaterlaufbahn als Dramaturg an dem von Gerard Mortier geleiteten Théâtre de la Monnaie in Brüssel, bevor er zum Festival von Flandern wechselte, dessen künstlerischer Leiter er 1987 wurde. Er belebte das Festivalprogramm mit neuem Repertoire und unerwarteten Begegnungen zwischen Barock und Zeitgenössischem, lud große Orchester ein und verpflichtete eine Reihe von Dirigenten, die am Anfang ihrer Karriere standen, wie Iván Fischer, Valery Gergiev, Simon Rattle und Esa-Pekka Salonen. 1996 wurde er zum Generaldirektor und Künstlerischen Leiter des London Philharmonic Orchestra ernannt. Dort stabilisierte er die finanzielle Situation und stellte das künstlerische Niveau des Orchesters wieder her: Kurt Masur wurde zum Chefdirigenten und Vladimir Jurowski zum Ersten Gastdirigenten ernannt, außerdem wurde die Zusammenarbeit mit Bernard Haitink, Mariss Jansons und Wolfgang Sawallisch intensiviert.
Von 2003 bis 2021 war er Generaldirektor der Opéra national de Lyon, wo er eine innovative künstlerische Politik verfolgte. Im Spielplan kombinierte er große Werke des Repertoires mit weniger bekannten Opern, entwickelte thematische Festivals und räumte außerdem der Musik des 20. Jahrhunderts und zeitgenössischen Werken einen besonderen Stellenwert ein. Er lud bedeutende Dirigenten wie William Christie, Lothar Koenigs, Stefano Montanari, Kazushi Ono, Kirill Petrenko, Jérémie Rhorer und Daniele Rustioni ein, gewann Regisseure aus Schauspiel und Film wie Christophe Honoré, David Marton und Wajdi Mouawad für die Oper und baute eine Zusammenarbeit mit anerkannten Bühnenkünstlern wie Romeo Castellucci, Robert Lepage, La Fura dels Baus (Àlex Ollé), Laurent Pelly, Olivier Py und Dmitri Tcherniakov auf. Überregional bekannt wurde seine Initiative, für ein Publikum, welches zuvor wenig Berührungspunkte mit Oper hatte, das künstlerische Angebot zugänglich zu machen und ihm mit speziellen Aktionen neben dem regulären Programm Kunst und Kultur näherzubringen. 2017 wurde die Opéra national de Lyon von den International Opera Awards der britischen Presse zum Opernhaus des Jahres gekürt und in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gewählt.
Mit der Spielzeit 2021/2022 begann er seine Amtszeit als Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper.
Serge Dorny ist Vorstandsmitglied des Bayerischen Rundfunks und des Concours Reine Elisabeth (Königin-Elisabeth-Wettbewerb) in Brüssel. Er war auch Jurymitglied bei internationalen Musikwettbewerben, darunter Helsinki und Bamberg (für Dirigenten) und Monte Carlo (für Pianisten). Außerdem war er Dozent an der Universität Zürich im Studiengang Executive Master in Arts Administration sowie an der Accademia Teatro alla Scala. 2008 wurde ihm von der Universität Montreal die Ehrendoktorwürde verliehen. Er ist Ritter der französischen Ehrenlegion, Kommandeur des französischen "Ordre des Arts et des Lettres" und Träger des belgischen Kronenordens.
Zu seinen Veröffentlichungen gehören „L’Avenir d’un passé“ (mit Johan Thieleman) und „Penser l’opéra à present“ (Actes Sud, 2021).