Nikolai Rimski-Korsakow
Der russische Komponist wurde am 18. März 1844 in Tichwin (Nowgorod) geboren. Er besuchte von 1856 bis 1862 die Marineschule und trieb gleichzeitig Musikstudien. Als Seeoffizier nahm er an einer Weltumseglung teil und nutzte die freie Zeit auf See um seine 1. Sinfonie zu vollenden, die zugleich die erste russische Sinfonie überhaupt war. Sein Freund Milij Balakirew führte sie 1865 auf. 1873 schied Rimski-Korsakow aus dem Marinedienst aus, blieb aber bis 1884 Inspekteur aller russischen Marinekapellen.
Seit 1871 war er Professor für Instrumentation und Komposition am Petersburger Konservatorium und fand sich mit Balakirew, César Cui, Modest Mussorgski und Alexander Borodin in der jungrussischen Schule 'Das Mächtige Häuflein' zusammen. Als ihren Hauptfehler erkannte Rimski-Korsakow die ungenügende handwerkliche Schulung. Gründer und Förderer des 'Mächtigen Häufleins' war Wladimir Wassiljewitsch Stassow (1824-1906), der den Namen gab, indem er auf Kritiken antwortete: "Ein kleiner Haufe vorläufig, aber was für ein mächtiges Häuflein". Die Vorbilder der Gruppe waren Michail Ginka und Alexander Dargomyschskij. Anton Rubinstein und Tschaikowsky standen dagegen in entschiedener Opposition gegen sie. Rimski-Korsakow unterwarf sich strenger Selbstschulung und erwarb sich durch kontrapunktische Studien die Beherrschung seines Handwerks. Das trug ihm eine außerordentliche Stellung unter den russischen Tonschöpfern ein. Allerdings gab er dafür einen Teil seiner Ursprünglichkeit auf. Er blickte zur Schule von Berlioz-Liszt-Wagner hinüber, übernahm die Form der sinfonischen Dichtung und den Glanz ihrer Instrumentation, wenn er auch weiterhin russische Stoffe vertonte und sich von der russischen Folklore anregen ließ. In vielem ähnelte er dem ungefähr gleichaltrigen Tschaikowsky. Nur fehlte ihm dessen Leidenschaftlichkeit und Originalität.
Ausgesprochen viel Zeit und Energie widmete er seiner Lehrtätigkeit. Annähernd alle russischen Tonschöpfer der jüngeren Generation bis zu Strawinsky durchliefen seine Schule. Trotzdem fand Rimski-Korsakow Zeit zu umfangreichem Schaffen. Seine Opern galten russischen Sagen und Märchen. Sadko, 1898, wird in Russland als Volksoper geliebt; bekannt daraus wurde das Hindulied. Ähnlich begrenzt in Deutschland war die Wirkung der Opern Die Mainacht (1880), Mozart und Salieri (1898), Die Zarenbraut (1899), Das Märchen vom Zaren Saltan (1900) (Das bekannteste Stück dieser Oper ist vermutlich der Hummelflug), Die Sage von der unsichtbaren Stadt Kitesch (1907) und Der goldene Hahn (1909).
Rimski Korsakow übernahm die Vollendung oder Bearbeitung von Opern anderer russischer Tonschöpfer wie Fürst Igor von Borodin und Boris Godunow von Mussorgski. Seine Fassungen wurden in Westeuropa jedoch häufig als glättende Bearbeitungen kritisiert. Von Rimski-Korsakows sinfonischen Arbeiten werden die Shéhérazade op. 35, das Capriccio espagnol op. 34 und die Ouvertüre Russische Ostern op. 36 geschätzt. Die anderen sinfonischen Dichtungen wie Antar, seine Kammermusik oder Lieder erklingen selten. Die Lehrbücher von Rimski-Korsakow wurden in viele Sprachen übersetzt. Seine Lebenserinnerungen Chronik meines musikalischen Lebens erschienen 1928 in deutscher Sprache. Rimski-Korsakow starb am 21. Juni 1908 in Lubensk bei St. Petersburg.