Kluge Kinder

Kluge Kinder

von Händl Klaus

Fotografie von Lindsay Metivier

Das Schuljahr in Sankt Florian begann mit einem Paukenschlag, die Kinder wurden aufgeklärt. Sie lernten, wie man Kinder zeugt, und...daß es Kinderschänder gibt, mit Süßigkeiten in der Hand und einem Messer, während sie lächeln; sie lügen, Kind, steig ein, wir wollen deinen Vater, der ein alter Freund ist, noch aus Kindertagen, überraschen, komm. Bilder von Messern und blutigen Mützen gingen durch die Reihen. Ihr müßt laufen, rief der Lehrer, rennen, rennt um euer Leben. Sie schwiegen erschrocken und schlossen die Augen. Er räusperte sich. Ich mußte euch warnen. Auf dem Heimweg dachten sie nach. Sie hatten mächtig Angst. Sie waren aufgeklärt und wußten wohl, wie es zu Kindern kam, und kamen von den Kindern auf die Kinderschänder, die auch einmal...Kinder waren, so...wie sie. Sie kamen ja nicht erwachsen zur Welt. Sie hätten ihre Mütter nämlich aufgesprengt. Sie fingen klein, als Kinder, an. Langsam wuchsen sie heran. In ihnen steckten erwachsene Menschen, die mit den Jahren auch Kinder bekamen...oder Kinderschänder waren, während sie lächelten, während sie naschten. Die Kinder erschraken. Sie zuckten...zusammen. Sie sahen einander ein letztesmal an. Schon stoben sie barsch auseinander, gellend schreiend, händeringend rannten sie auf und davon.