Lohengrin
Ein kleiner Junge ist verschwunden, der Thronfolger eines alten Reiches. Die Schwester wird seines Todes beschuldigt. Statt sich zu verteidigen, ruft sie eine Traumgestalt an, ihr zur Seite zu stehen. Und ihr Ritter, er kommt tatsächlich, gewinnt ihre Sache und ihr Herz. Nur wer er eigentlich sei, das soll sie nie fragen. Elsa und Lohengrin könnten nun ein glückliches Herrscherpaar sein. Doch das Frageverbot steht dem Erkenntnisdrang entgegen, dem romantischen Wunder widersetzt sich das Wissenwollen, Aufklärung verträgt sich nicht mit blindem Glauben. Die Zweifel, die ihre Widersacher in Elsa wachrufen – Ortrud, die den alten Göttern anhängt, und Telramund, der seine Ehre verloren hat –, sind in jedem Menschen von Natur aus gesät. In Wagners Musik gewinnt das Verführerische wie das Riskante von Lohengrins Wunsch Ausdruck, der sich eine Liebe um seiner selbst ersehnt. Die Neuinszenierung von Kornél Mundruczó forscht dem ambivalenten Potential nach, das in dem Entwurf eines dem Normalen überlegenen, mit überirdischen Kräften versehenen Menschen liegt. Für ihn ist Lohengrin „die provokanteste inhumane Figur im gesamten Opernkosmos“. Die Handlung spielt in einer posthumanen Welt, in der eine Gruppe von Überlebenden voller Angst und voller Fragen auf Erlösung hofft.