John Tavener

Komponist
Der Komponist John Tavener (1944–2013) begann sein Schaffen im Zeichen der Avantgarde. Er vollzog aber eine tiefgreifende stilistische Wandlung im Laufe seines Lebens. Sie hängt mit seinem wichtigsten Schaffensimpuls zusammen, einer tiefen Religiosität. Diese war bereits von Anfang an ausgeprägt und bewegte sich im Rahmen der westlichen christlichen Konfessionen. Mit Taveners Wendung zur mystischen Tradition der orthodoxen Ostkirche im Verlauf der 1970er Jahre integrierte er vermehrt konsonante und tonale Stilelemente. Zudem arbeitete er an einer Vereinfachung seiner musikalischen Sprache. Dies führte zu Werken, in denen er den sinnlichen Gehalt traditioneller Klänge auslotete. Seine Kompositionen lassen sich in dieser Phase als post- oder neotonal bezeichnen. Daneben existieren zahlreiche ganz andersartig verfasste Stücke, collagehafte, mit Stilzitaten und Elementen avantgardistischer Musik arbeitende Kompositionen voller Brüche und inneren Spannungen. John Tavener musste mehrere ernste gesundheitliche Krisen durchmachen. Die Auseinandersetzung mit dem Tod als einem ständig gegenwärtigen Thema seines Schaffens ist tief in seiner Lebensgeschichte verankert. Mit seiner oft spontan zugänglichen Musik hat Tavener auch außerhalb des etablierten Konzertbetriebs eine außergewöhnlich große Zuhörerschaft erreicht, vor allem durch Filmmusiken, etwa zu The Tree of Life von Terence Malick, und durch die Aufführung von Song for Athene im Rahmen der Beerdigung von Prinzessin Diana 1997. Seine Komposition The Hidden Face liegt der Choreographie von Nicolas Paul zugrunde, die im Rahmen der Reihe Sphären im Juni 2023 mit dem Bayerischen Staatsballett zur Aufführung kam.