John Cranko
John Cranko kam 1946 von Kapstadt, wo er bereits als blutjunger Anfänger choreographische Versuche gemacht hatte, nach London.
Kaum an der Sadler’s Wells School, wurde er schon ins Royal Ballet aufgenommen; dort tanzte er sowohl mit der Covent Garden Company als auch mit der Sadler’s Wells Company. Sehr früh zeigte sich, dass seine Begabung mehr in der Choreographie als im Tanzen lag. Unter seinen Balletten beim Sadler’s Wells and Royal Ballet befanden sich Tritsch-Tratsch Polka (1946), Children’s Corner (1947), Beauty and the Beast (1949), Pineapple Poll (1951) und The Lady and the Fool (1954).
Werke für andere Compagnien waren The Witch (1950) für das New York City Ballet, Variations on a Theme (1954) für das Ballet Rambert, La Belle Hélène für das Ballet de l’Opéra de Paris, Romeo und Julia (1958) für La Scala di Milano sowie die beiden Revuen Cranks (1955) und New Cranks (1960). Daneben inszenierte er die Erstaufführung von Brittens Oper A Midsummer Night’s Dream in Aldeburgh 1960.
Nach der Stuttgarter Einstudierung seines für das Royal Ballet 1957 kreierten abendfüllenden Balletts Der Pagodenprinz verließ er 1961 das Royal Ballet um Ballettdirektor in Stuttgart zu werden. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich hier unter seiner Führung das „Stuttgarter Ballettwunder“, eine außergewöhnlich starke Compagnie mit einem vielfältigen Repertoire, die sich durch Gastspiele zwischen New York und Peking Weltgeltung ertanzte. Parallel zu seiner Arbeit als Direktor in Stuttgart übernahm er von 1968 bis 1972 auch die Tätigkeit als Chefchoreograph des Balletts der Bayerischen Staatsoper in München. Sein Einfluss auf die Deutsche Ballettszene in den 60er und Anfang der 70er Jahre ist nicht hoch genug einzuschätzen. Seinen herausragenden Platz in der Ballettgeschichte aber errang er wohl durch seine Kreationen abendfüllender Ballette – ein Genre, das durch ihn neue Belebung, einen neuen Stellenwert im Ballett der westlichen Welt bekam. Unverlierbar im Weltrepertoire haben sich bis heute Romeo und Julia (1962), Onegin (1965/1967) und Der Widerspenstigen Zähmung durchgesetzt. Onegin wird darüber hinaus von vielen als das einzige abendfüllende Werk des 20. Jahrhunderts betrachtet, das den Klassikern des neunzehnten ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann.
Neben den bereits genannten abendfüllenden Klassikern und kürzeren Werken, die er vor allem für Stuttgart kreierte, seien noch erwähnt: Katalyse (1961), Daphnis und Chloé (1962), L’estro armonico, Schwanensee (beides 1963), Der Feuervogel (1964) für die Deutsche Oper Berlin, Onegin (1965), Opus 1 (1965), Konzert für Flöte und Harfe (1966), Der Nussknacker (1966), Die Befragung (1968), Présence (1969), Brouillards, Poème de l’extase (beides 1970), Carmen (1971), Initialen R.B.M.E. (1972) und Spuren (1973).
Für München schuf er unter anderem Begegnung in drei Farben, Gesang der Nachtigall (1968), Triplum, Französische Suite, Une Fete Galante (1969), Orpheus, und Ebony Concerto (1970). Im Münchner Repertoire befanden sich darüber hinaus folgende seiner Ballette: Schwanensee, Katalyse, Quatre Images, Présence, Daphnis und Chloé und Jeu de cartes. Seine drei Meisterwerke Romeo und Julia, Onegin und Der Widerspenstigen Zähmung sind bis heute prägende Säulen des Münchner Ballettrepertoires.