Antonio Vivaldi
Der 1678 in Venedig geborene und 1741 in Wien gestorbene Komponist erhielt durch seinen Vater Geigenunterricht und empfing 1703 die Priesterweihe. Er unterrichtete ab 1703 Violine im Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus für Mädchen mit hervorragender musikalischer Ausbildung der dort Aufgezogenen. Seine erste Oper, Ottone in villa, wurde 1713 in Vicenza aufgeführt; seine erste für Venedig geschriebene Oper Orlando finto pazzo im Jahre 1714.. Für die Oper Griselda (1735) arbeitete er mit dem Dramatiker Carlo Goldoni als Librettisten zusammen. Im Jahr 1741 beschloss er, Venedig zu verlassen und nach Wien zu gehen, vermutlich auf der Suche nach einer Anstellung bei Hofe, doch er starb dort und wurde in einem Armengrab beigesetzt. Zu den Zeitgenossen, die Vivaldi schätzten, gehörte Johann Sebastian Bach, der zehn von Vivaldis Concerti für das Spiel auf Cembalo und Orgel transkribierte. Wie die Musik Bachs geriet auch Vivaldis Musik lange Zeit in Vergessenheit, doch im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt. Zunächst wurde hauptsächlich als Komponist von Instrumentalmusik geschätzt, was durch die europaweite Verbreitung der Sammlungen L‘estro armonico op. 3 (1711), La stravaganza op. 4 (um 1714), Il cimento dell’ armonia e dell‘ inventione (1725) sowie La cetra op. 9 (1727) belegt wird. Heute wird auch Vivaldis Leistung als Komponist von Opern und geistlicher Musik (etwa dem Gloria RV 589 oder dem Oratorium Juditha Triumphans aus dem Jahre 1716) vollumfänglich gewürdigt.
Vivaldis Musik hat Choreographen wie George Balanchine (Square Dance, 1957), John Cranko (L'estro armonico, 1963), Gerald Arpino (Viva Vivaldi !, 1965), Jorma Elo (Slice to Sharp, 2006) und Thierry Malandain (Estro, 2014) inspiriert; besondere Aufmerksamkeit hat sein Zyklus von Violinkonzerten aus op. 8 mit dem Beinamen Le quattro stagioni (Die vier Jahreszeiten) erhalten. Dieser wurde in der Originalfassung unter anderem 1999 von Martin Schläpfer in Bern choreographiert, in seiner Bearbeitung durch Max Richter unter anderem durch Wayne McGregor (Kairos, 2014) und Crystal Pite (The Seasons’ Canon 2016). Kairos wurde 2018 vom Bayerischen Staatsballett als Teil des Portrait Wayne McGregor aufgeführt.