Cavalleria rusticana / Pagliacci

„Der Künstler ist ein Mensch und soll für Menschen schreiben. (…) Ihr werdet also sehn, wie sich die Menschen wirklich lieben; ihr seht des Hasses traurige Früchte.“ Im Prolog von Pagliacci sagt Tonio, um was es in dieser Oper geht: Sie bringt die Lebenswirklichkeit auf die Bühne. Das gilt für beide Werke, die ihrer ersten Neuinszenierung seit 1978 – seit 46 Jahren – an der Bayerischen Staatsoper entgegensehen: Cavalleria rusticana von Pietro Mascagni und Pagliacci von Ruggero Leoncavallo gelten zusammen als exemplarisch für den Verismo. Die Grundkonstellation: Eine Frau betrügt ihren Ehemann; das Verhältnis wird verraten, und der Betrogene nimmt, vom Verräter aufgestachelt, blutige Rache an dem Liebhaber. In Cavalleria rusticana geht es um Turiddu, der seine einstige Geliebte Lola als Gattin des Fuhrmanns Alfio wiederfindet und sich mit Santuzza tröstet. Die alte Liebe flammt aber wieder auf, und Lola betrügt ihren Mann, Turiddu seine Freundin. In Pagliacci stehen Nedda und ihr Mann Canio, der Direktor einer Komödiantentruppe, im Mittelpunkt. Neddas Liebe zu ihm ist erkaltet, sie wendet sich dem Bauern Silvio zu. 

Das Regieteam um Francesco Micheli hat für die beiden unabhängig voneinander entstandenen, aber oft zusammen aufgeführten Opern eine gemeinsame Klammer gefunden: „Wir möchten eine einzige Geschichte konstruieren: die Geschichte eines Mannes, der in Cavalleria rusticana seine Wurzeln verloren hat und in Pagliacci versucht, seine ursprünglichen Bindungen in einer neuen Gemeinschaft wiederherzustellen, aber dabei elendig scheitert.“

Der Regisseur Francesco Micheli, seit Jahrzehnten in ganz Italien einer der originellsten und vielseitigsten Theatermacher, Intendant des Donizetti-Festivals in seiner Heimatstadt Bergamo, zuvor auch beim Opernfestival in Macerata und regelmäßiger Gast an den wichtigsten Opernbühnen seines Landes und zunehmend auch weltweit, inszeniert zum ersten Mal an der Bayerischen Staatsoper. Seine Intention: Geschichten auf der Bühne zu erzählen, die am Puls der Zeit sind. Dafür arbeitet er bereits seit vielen Jahren überwiegend mit einem Team vertrauter Künstler:innen zusammen, darunter der Bühnenbildner Edoardo Sanchi, die Kostümbildnerin Daniela Cernigliaro sowie der Dramaturg und Autor Alberto Mattioli. Die Musikalische Leitung liegt in den Händen von Daniele Rustioni, der seine Expertise für die italienische Oper und darüber hinaus schon in vielen Vorstellungen und Konzerten an der Bayerischen Staatsoper unter Beweis gestellt hat.