LA BAYADÈRE in München
Hintergründe zum Stück
La Bayadère – farbenfrohes Tanzmärchen, packendes Drama und ein bedeutender Klassiker der Tanzgeschichtsschreibung. Bis heute gilt dieses Ballett aus dem 19. Jahrhundert als eines der wichtigsten im Schaffen von Marius Petipa und – man denke nur an den weißen Schattenakt – zugleich als Kanon bildendes, fast schon ikonisches Werk des klassischen Balletts.
Die in einem imaginären Indien angesiedelte Handlung um die Tempeltänzerin Nikjia entsprach zur Entstehungszeit einem ausgeprägten Interesse an fernen Lebenswelten und orientalistischen Motiven; im Tanz wie aber auch in allen anderen Künsten. Auf einem historischen Orient-Verständnis basierend, sah sich das Ballettmärchen La Bayadère in der jüngeren Vergangenheit jedoch wiederholt dem Vorwurf ausgesetzt, ein klischeebehaftetes Bild von Indien und seinen kulturellen Praktiken zu vermitteln.
Das Bayerische Staatsballett präsentiert La Bayadère in einer Fassung von Patrice Bart aus dem Jahr 1998. Gemeinsam mit dem japanischen Bühnenbildner Tomio Mohri hat der französische Choreograph ein sehr stilisiertes Bild von der Geschichte um die Tempeltänzerin entworfen, das äußerst zurückhaltend mit klischeehaften Darstellungsweisen umgeht.
Zur Kontextualisierung möglicher kolonialistischer Denkweisen und Theaterpraktiken bietet Dramaturg Serge Honegger spezifische Werkeinführungen vor jeder Vorstellung an. (Ausgenommen die Familienvorstellung am 18.6.2023, bei der eine Einführung für Kinder stattfindet.) Aktuelle Artikel aus dem neu aufgelegten Programmbuch greifen die diskutierten Themen auf. Auszüge der Texte sind nachfolgend auf der Website zu finden und laden zum Eintauchen in die Diskurse und verschiedenen Blickwinkel der Welt der Bayadèren ein.
Das Programmbuch erscheint ca. am 25.04.2023 und ist ab dann im Webshop verfügbar.