19.30 Uhr | Nationaltheater

ANNA KARENINA

Christian Spuck

Ballett

Ballett

ANNA KARENINA

Choreographie Christian Spuck. Musik Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski u.a..


empfohlen ab 13 Jahren

Ballett von Christian Spuck nach dem Roman von Lew N. Tolstoi

Dauer ca. 2 Stunden 15 Minuten

1. Akt ca. 19.30 - 20.30 Uhr Pause ca. 20.30 - 21.00 Uhr 2. Akt ca. 21.00 - 21.45 Uhr

Greta Garbo spielte sie, Vivien Leigh und Keira Knightley, um nur einige aus fast zwanzig Verfilmungen innerhalb von 100 Jahren zu nennen. Lew Tolstois Anna Karenina gehört wie Fontanes Effi Briest zu den tragischen Frauenfiguren der Literatur des Realismus – Romane des 19. Jahrhunderts, in denen die Protagonisten sich der Ehre wegen im Morgengrauen duellierten oder in den Selbstmord gingen. Die letzte Option wählten vor allem Frauen, wenn die Verzweiflung zu tief und die gesellschaftliche Ächtung zu massiv wurde.


Auch Anna Karenina ist hin- und hergerissen zwischen Konvention und Leidenschaft, Pflicht und Ausbruch. Viele Choreographen ließen sich von diesem Frauenschicksal zu eindrucksvollen Werken inspirieren. Keine geringere als Maja Plissezkaja choreographierte 1972 ihre Fassung zur Musik von Rodion Schtschedrin – die Hauptrolle tanzte die legendäre Ballerina selbst. Klassische und moderne Fassungen von Boris Eifman, Jochen Ulrich, Alexei Ratmansky und Sidi Larbi Cherkaoui folgten.

Christian Spucks Adaption hatte 2014 beim Ballett Zürich Premiere. In pointierten Szenen und mit größtenteils klassischem Bewegungsvokabular erzählt er die Ehebruchgeschichte aus dem 19. Jahrhundert und stellt sie in die Tradition der Russland-Rezeption: Birkenwälder und schneebedeckte Weiten, die legendären Bälle der St. Petersburger Aristokratie, verführerische Frauen in prunkvollen Kostümen. Die Kehrseite spiegelt sich in der Kälte der Paläste, die Bühne ist groß und meist leer, die Figuren darin verloren wie im wirklichen Leben. Video-Projektionen deuten Orte des Geschehens an, antizipieren das kommende Unglück und werden Sinnbilder für psychologische Vorgänge, Anna Kareninas innere Aufruhr. Durch konkrete Gesten erzählt sich die Geschichte unmittelbar, denn es wird gestritten, geküsst, geliebt und verzweifelt. Die narrativen Anteile sind dabei nie banal und ausschließlich abbildend, vielmehr gehen sie auf in der physischen Stilistik der einzelnen Figuren, die auch in den rein tänzerischen Teilen bestehen bleibt und Prozesse und Veränderungen ohne Worte transportieren kann. Innerhalb der musikalischen Charakterisierung gibt Spuck Anna Karenina durch das Klavier eine Stimme und greift dafür vor allem auf Klavierwerke von Sergej Rachmaninow und Witold Lutoslawski zurück. Der hochromantischen Klangdichte Rachmaninows, die oft genug zum Eskapismus einlädt, setzt er die tief verstörende Musik des 20. Jahrhunderts entgegen und legt Anna Kareninas inneren Vorgänge und Konflikte frei. Die Premiere in München ist die Erstaufführung einer Kreation von Christian Spuck beim Bayerischen Staatsballett.

Die Liedtexte

SZENE: AUF DEM LAND I
Sergej Rachmaninow »Noč’ pečal’na« (»Trostlos ist die Nacht«) op. 26, 12
(Text: Ivan Bunin. Aus dem Russischen: Gudrun Meier)

Trostlos ist die Nacht, wie meine Träume …
Fern, in der Stille der weiten Steppe,
schimmert ein einsames Licht …
im Herzen viel Wehmut und Liebe.
Doch wem und wie könntest du erzählen,
was dich lockt, was in deinem Herzen ist?
Der Weg ist weit, die ferne Steppe ist stumm.
Trostlos ist die Nacht, wie meine Träume.

SZENE: EINSAMKEIT I
Sergej Rachmaninow »Uvyal tsvetok« (»Verwelkt ist die Blume«) (Gedicht von Daniil Rathaus)

Verwelkt ist die Blume!
An einem lasurblauen Morgen im Mai
brach im Gewitter der Stengel.
Und als ob sie Tränen vergießen würde,verlor die Blume ihre Blätter
und ist verwelkt.
Sie liebte dich mit überirdischer Kraft,
wie nur ein Priester seine Göttin lieben kann.
Doch du liegst nun im kalten Grab!
All ihren Träumen und Wünschen entfremdet,
ist die Seele deines armen Freundes nun erschöpft.
Es gibt kein Zurück zu den wunderbaren Tagen,
sie sind erloschen.
Verwelkt ist die Blume!

Besetzung

  • Ensemble des Bayerischen Staatsballetts
  • Bayerisches Staatsorchester
Anna Karenina, Landmänner, Henry Grey, Sergio Navarro, Evgennii Kuznetsov, © W. HöslAnna Karenina, Ksenia Ryzhkova (Anna Karenina), Erik Murzagaliyev (Karenin)Anna Karenina, Ksenia Ryzhkova (Anna Karenina), Matthew Golding (Wronski) © W. HöslAnna Karenina, Ksenia Ryzhkova (Anna Karenina), Matthew Golding (Wronski) © W. HöslAnna Karenina, Ksenia Ryzhkova (Anna Karenina), Erik Murzagaliyev (Karenin) © W. HöslAnna Karenina, L. Summerscales (Kitty), J. Cook (Lewin) © W. Hösl Anna Karenina, Alona Abromowa, K. Ryzhkova (Anna Karenina) © W. HöslAnna Karenina, Ivy Amista (Dolly), Tigran Mikayelyan (Stiwa)Anna Karenina, K. Ryzhkova (Anna Karenina), E. Murzagaliyev © W. HöslAnna Karenina, P. Zeisel (Betsy), D. Klein (Begleiter) © W. HöslAnna Karenina, Ksenia Ryzhkova (Anna Karenina), Matthew Golding (Wronski) © W. HöslAnna Karenina, K. Ryzhkova (Anna Karenina), Matthew Golding (Wronski) © W. HöslAnna Karenina, K. Ryzhkova (Anna Karenina), Matthew Golding (Wronski) © W. HöslAnna Karenina, K. Ryzhkova (Anna Karenina) © W. Hösl