VORTRAG: VON HUGO VON HOFMANNSTHAL ZU JOSEPH GREGOR – ARBEIT AM MYTHOS IN DIE LIEBE DER DANAE
Hinweis: Eintritt frei.
Prof. Dr. Albert Gier (Romanist und Librettologe)
Ein fiktives Gespräch mit Richard Strauss, das Hugo von Hofmannsthal 1928, zur Uraufführung der Ägyptischen Helena, veröffentlichte, schließt mit dem Satz: „Machen wir mythologische Opern, es ist die wahrste aller Formen – denn „wenn sie etwas ist, diese Gegenwart, so ist sie mythisch“. Zu dieser Gegenwart hat Hofmannsthal ein gebrochenes Verhältnis: Das Libretto übt – von einem konservativen Standpunkt aus – Kritik am Kapitalismus. Die Königstochter Danae ist eine der zahllosen Geliebten Jupiters; weil ihrem Vater geweissagt wurde, ihr Sohn würde ihn töten, hält er sie in einem unterirdischen Verlies gefangen, damit kein Mann in ihre Nähe kommt. Jupiter verwandelt sich in einen goldenen Regen, der durch das Dachgebälk tropft und sie schwängert. Erst in Hofmannsthals Entwurf liebt Danae das Gold über alles, und der Dichter verknüpft ihre Geschichte mit der einer anderen vom Gold besessenen Figur: Alles, was König Midas berührt, verwandelt sich in Gold. Hofmannsthal plante, dass beide durch die Liebe von ihrer Goldgier geheilt werden sollten und am Ende arm, aber glücklich miteinander lebten. – Da Hofmannsthal im Juli 1929 überraschend starb, musste Strauss sich einen anderen Textdichter suchen; er fand ihn in dem Theaterwissenschaftler Joseph Gregor. Sein Libretto weicht in manchem von Hofmannsthals Plan ab (unverblümte Kapitalismuskritik hätte die Aufführung der Oper im Deutschland der Nazis wohl unmöglich gemacht), die Zusammenarbeit mit Strauss war nicht frei von Konflikten. Zu Lebzeiten des Komponisten kam es nur zu einer nichtöffentlichen Generalprobe (Salzburg 16.8.1944), die Uraufführung fand erst im August 1952, wiederum in Salzburg statt.