19.00 Uhr | Nationaltheater

DIE PASSAGIERIN

Mieczysław Weinberg

Preise L , € 163 /142 /117 /91 /64 /39 /15 /11 Münchner Opernfestspiele, <30

Oper

Oper
#BSOpassagierin

DIE PASSAGIERIN

Komponist Mieczysław Weinberg. Libretto von Alexander W. Medwedew nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman Pasażerka von Zofia Posmysz (1923-2022).

Oper in zwei Akten acht Bildern und einem Epilog nach der gleichnamigen autobiografischen Erzählung Pasażerka (1962) von Zofia Posmysz

empfohlen ab 16 Jahren

In deutscher, polnischer, tschechischer, jiddischer, französischer und englischer Sprache mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache. Neuproduktion.

Dauer ca. 2 Stunden 40 Minuten

1. Akt ca. 19.00 - 20.05 Uhr Pause ca. 20.05 - 20.40 Uhr 2. Akt ca. 20.40 - 21.40 Uhr

Einführungen finden jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im 1. Rang im Vorraum zur Königsloge statt. Sitzplätze nur begrenzt vorhanden, Dauer ca. 20 Min.

Medienpartner

Die Handlung umfasst zwei Zeitebenen: Die Rahmenhandlung ist auf einem Transatlantikschiff um 1959 / 60 angesiedelt; Rückblenden führen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz 1943 / 44. In der Münchner Neuproduktion wird das Geschehen eingangs um eine im Heute verortete, dritte Zeitebene ergänzt.

ERSTER AKT
DIE ÜBERFAHRT
Lisa ist Passagierin auf einem Schiff. Zusammen mit ihrem Ehemann Walter, einem deutschen Diplomaten, überquert sie den Atlantik. Beide sind froh, ihre Heimat Deutschland und damit die Vergangenheit der Kriegsjahre hinter sich lassen zu können. Die Auswanderung nach Südamerika soll der Beginn einer Zeit des Aufbruchs werden. Aber bereits kurz nach Reiseantritt endet die eheliche Idylle: In einer Passagierin glaubt Lisa Marta wiederzuerkennen, eine ehemalige Insassin im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Lisa war ebenfalls in Auschwitz – als Mitglied der SS und Aufseherin. Lisa hat Walter bis zu diesem Zeitpunkt ihre Taten im KZ verschwiegen. Die beiden geraten in Streit, versöhnen sich aber als die Auskunft eines Stewards beide beruhigt: Die mysteriöse Frau, in der Lisa Marta zu erkennen glaubte, sei Britin, keine Polin. Dennoch wird Lisa mehr und mehr von Erinnerungen eingeholt: an die Oberaufseherin und die anderen SS-Leute; an die Insassinnen des Lagers mit ihren Leidensgeschichten und Hoffnungen; vor allem aber an Marta selbst. Die beiden teilen eine komplexe Geschichte von Abhängigkeit und Unterdrückung. Das, was zwischen ihnen geschah, holt Lisa ein. Eine Konfrontation mit ihrer Vergangenheit wird unumgänglich.

ZWEITER AKT
IN TODESNÄHE
Lisas Erleben schwankt zwischen dem Geschehen an Bord und den Erinnerungen an das KZ: Der Lagerkommandant von Auschwitz wünscht, dass der dort internierte Tadeusz, ein berühmter Musiker, ihm seinen Lieblingswalzer spielt. Im Zuge der Konzertvorbereitungen trifft Tadeusz erstmals wieder auf seine Verlobte Marta. Lisa gewährt den beiden einen verbotenen Augenblick der Zweisamkeit und fordert Dankbarkeit für ihre Gefälligkeiten. Sie bietet an, weitere Rendezvous zu organisieren und will damit eine Art Schutzbefohlene von Marta und Tadeusz werden, die ihr vollends hörig sein sollen. Tadeusz beharrt auf Autonomie und Selbstbestimmung – um den Preis, Marta nicht wiederzusehen. Währenddessen geht das Morden weiter: die Insassinnen des Lagers stellen der Vernichtungsmaschine Auschwitz Momente der gegenseitigen Empathie entgegen, können dem Tod aber nicht entrinnen. Die Brutalität und Perfidität des Lagers drängen sich uneingeschränkt in Lisas Bewusstsein. Der Steward muss seine Auskunft widerrufen: die mysteriöse Passagierin sei doch Polin. Sie könnte Marta sein. Ein Tanzabend an Bord überblendet sich mit dem Konzert im Lager: Dort begeht Tadeusz vor den Augen des Lagerkommandanten einen Akt des Widerstandes. Anstatt des geforderten Walzers beginnt er die Chaconne von Johann Sebastian Bach zu spielen. Tadeusz wird ermordet. Marta wendet sich an die Nachwelt: „Wenn eines Tages eure Stimmen verhallt sind, dann gehen wir zugrunde.“ Lisa wird keine Erlösung zuteil.

 

Besetzung

  • Bayerisches Staatsorchester
  • Bayerischer Staatsopernchor

Zeittafel zu DIE PASSAGIERIN

  1. 1348-12-13
  2. 1543-04-22
  3. 1879-09-26
  4. 1917-10-26
  5. 1922-12-27
  6. 1933-03-20
    1935-09-15
    1938-11-09
    1939-09-01
  7. 1940-04-27
    1941-09-01
    1941-09-03
    1942-01-20
    1942-04-15
    1944-05-15
    1945-01-26
    1945-01-27
  8. 1953-02-18
    1959-02-26
  9. 1961-08-13
    1963-02-26
    1964-02-25
    1964-11-28
    1965-02-23
    1969-02-28
  10. 1970-05-22
    1970-12-07
    1971-02-26
  11. 1992-12-16
  12. 2008-03-07
  13. 2010-06-21
    2018-01-18
    2019-10-09
  14. 2020-01-26
    2023-11-07
    2024-01-10
Weiter
  1. Historisches Ereignis
    1348

    Die „Pest-Pogrome“ beginnen. Während die Seuche europaweit wütet, werden zahllose jüdische Menschen verfolgt und ermordet. Ihnen wird die Schuld am Ausbruch der Seuche durch Vergiftung von Brunnen zugeschrieben.

    BN: Piéart dou Tielt: "Gilles li Muisis, Antiquitates Flandriae (Tractatus quartus)",1349-1352, KBR - Bibliothèque royale de Belgique, No 20049662

  2. Historisches Ereignis
    1543

    Die antijüdische Schmähschrift Von den Juden und ihren Lügen von Martin Luther erscheint.

    BN: Wikimedia Commons/Martin Luther: Von den Jüden und Iren Lügen, 1543, gemeinfrei  

  3. Historisches Ereignis
    1879

    26. September: Wilhelm Marr gründet die erste antisemitische politische Vereinigung des deutschen Kaiserreichs, die Antisemitenliga. Damit prägte er den neuen Begriff „Antisemitismus“ für eine rassistisch statt religiös begründete Judenfeindschaft.

    BN: Wikimedia Commons/unbekannter Fotograf, 1860, gemeinfrei 

  4. Historisches Ereignis
    1917

    Oktober (nach Julianischem Kalender, im Gregorianischen Kalender hingegen November): Oktoberrevolution. Ein Tag vor dem zweiten Sowjetkongress gelingt den „Bolschewiki“ ein Putsch, durch den sie die Duma abschaffen und selbst die Macht erlangen. Nach dem Ende der Zarenherrschaft kommt Stalin nach St. Petersburg und arbeitet dort in der Parteiorganisation der „Bolschewiki“. Er wirkt mit an der Vorbereitung der Machtübernahme und wird Mitglied der Redaktionsleitung der Prawda.

    BN: Wikimedia Commons/unbekannter Fotograf, 1917, gemeinfrei 

  5. Historisches Ereignis
    1922

    27. Dezember: Das Deutsche Reichspatentamt erteilt der Firma Degesch das Patent für ein „effizientes“ und „handhabungssicheres“ Schädlingsbekämpfungsmittel – Zyklon B. Bis heute steht der Name des Blausäuregases Zyklon B für den industriell organisierten Massenmord.

    BN: Wikimedia Commons/Michael Hanke, CC BY -SA 3.0 DEED

  6. Historisches Ereignis
    1933

    20. März: Beginn der Errichtung des ersten Konzentrationslagers in Dachau bei München. Es werden dort zunächst in erster Linie Mitglieder und Funktionäre der Arbeiterparteien eingesperrt und schwer misshandelt.

    BN: United States Holocaust Memorial Museum, No 37153, Provenance: Norman Coulson

  7. Historisches Ereignis
    1935

    15. September: Der Reichstag nimmt einstimmig die „Nürnberger Rassengesetze“ an. Eheschließungen zwischen Jüdinnen und Juden und Personen „deutschen oder artverwandten Blutes“ werden verboten. Auch außerehelicher Geschlechtsverkehr ist verboten. Das am selben Tag beschlossene Reichbürgergesetz entzieht den Jüdinnen und Juden die Bürgerrechte.

    BN: Wikimedia Commons/Deutsche Regierung- Reichsausschuß für Volksgesundheit  1935 - Entwurf Willi Hackenberger, United States Holocause Memorial, No 1996.113.1, gemeinfrei 

  8. Historisches Ereignis
    1938

    9. November: Die „Reichspogromnacht“ gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland und Österreich führt zur Zerstörung von Synagogen und zur Verschleppung von etwa 30.000 männlichen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager.

    BN: Wikimedia Commons/www.alemannia-judaica.de - CC BY 4.0 DEED

  9. Historisches Ereignis
    1939

    1. September: Beginn des deutschen Angriffskriegs gegen Polen. Damit beginnt der Zweite Weltkrieg. Großbritannien und Frankreich, die eine Schutzgarantie für Polen abgegeben hatten, reagieren am 3. September mit der Kriegserklärung an Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt sind von den rund 33 Millionen Einwohnern Polens 3,3 Millionen Jüdinnen und Juden. Allein in Warschau gibt es 400.000 jüdische Einwohner:innen.

    BN: Heinrich Hoffmann, 1939 - Bayerischer Staatsbibliothek  München - Bildarchiv - Idno hoff-27286

  10. Historisches Ereignis
    1940

    27. April: Errichtung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz: Heinrich Himmler gibt den Befehl zur Errichtung eines Konzentrationslagers bei der polnischen Kleinstadt Oświęcim, die von der deutschen Besatzungsmacht Auschwitz genannt wird. Die ersten 30 Häftlinge, die zuvor im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert waren, werden als Funktionshäftlinge zur Aufsicht über die im Folgenden ankommenden Häftlinge eingesetzt. Zusammen mit einem 1941 angelegten Lager im benachbarten Birkenau wird in Oświęcim der größte deutsche Lagerkomplex aus drei sukzessive ausgebauten Lagern entstehen. Es wird damit das größte Konzentrations- und Vernichtungslager werden. Es werden zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen ermordet, überwiegend Jüdinnen und Juden.

    BN: United States Holocaust Memorial Museum, No 50760, Courtesy of Instytut Pamieci Narodowej, no 7690

  11. Historisches Ereignis
    1941

    1. September: Im Deutschen Reich wird der „Judenstern“ als obligatorisches Kennzeichen für alle Jüdinnen und Juden vom sechsten Lebensjahr an eingeführt.

    BN: United States Holocause Memorial Museum, No: N00277, Courtesy: Charles and Hana Bruml, ID 1989.303.55

  12. Historisches Ereignis
    1941

    3. September: Im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz werden erstmals „versuchsweise“ sowjetische Kriegsgefangene und kranke Häftlinge mit Zyklon B ermordet. Nach Aussagen des Lagerkommandanten Rudolf Höß werden bei einer weiteren „Probevergasung“, vermutlich ebenfalls im September, 900 sowjetische Kriegsgefangene getötet. Der Tod durch das Blausäuregas Zyklon B ist grauenvoll. Auf krampfartige Schmerzen folgt qualvolles Ersticken. In den Gaskammern kämpfen sich die Stärkeren nach oben, wo sie noch etwas länger Luft holen können. Die Schwachen bleiben unten und sterben zuerst, sodass sich die Leichen in den Gaskammern pyramidenförmig stapeln.

  13. Historisches Ereignis
    1942

    20. Januar: Die „Wannsee-Konferenz“ findet statt, ein Treffen Reinhard Heydrichs (als dem durch Hermann Göring „Beauftragten für die Vorbereitung der Endlösung der europäischen Judenfrage“) mit Beteiligten der Ministerien in einer Villa am Berliner Wannsee. Heydrich stellt sein Konzept zum Völkermord an den Jüdinnen und Juden Europas vor. Er beziffert die „im Zuge der Endlösung in Betracht kommende“ jüdische Bevölkerung auf 11 Millionen.

    BN: National Archives Collection of Foreign Records Seized, Idno: 213259744, public domain

  14. Historisches Ereignis
    1942

    15. April: Zofia Posmysz wird in Krakau verhaftet, weil sie Flugblätter verteilte. Bei Kriegsausbruch war sie Schülerin einer Handelsschule. Die neuen Umstände zwangen sie, ihre Ausbildung zu unterbrechen. Um nicht nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert zu werden nahm sie eine vom Arbeitsamt zugewiesene Stelle als Kellnerin in einem deutschen Kasino an. Kurze Zeit später begann sie, illegal organisierten Unterricht zu besuchen. Dabei kam sie mit der Untergrundpresse in Berührung, die von Klassenkameraden betrieben wurde. Die ganze Gruppe wird, vermutlich aufgrund einer Denunziation, verhaftet.

    BN: Wikimedia Commons/KL Auschwitz Museum Archive - public domain 

  15. Historisches Ereignis
    1944

    15. Mai: Beginn der Massendeportation der ungarischen Jüdinnen und Juden, Zielort ist fast ausschließlich Auschwitz. Bis zu einer Unterbrechung am 8. Juli werden annähernd 480.000 Menschen aus Ungarn abtransportiert.

    BN: United States Holocaust Memorial Museum, No: 77226, Courtesy of Yad Vashem, public domain 

  16. Historisches Ereignis
    1945

    Januar: Tausende Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz werden ins deutsche Hinterland getrieben. Die weiblichen Häftlinge aus Birkenau marschieren fast drei Tage und Nächte und werden schließlich in offenen Waggons, bei klirrendem Frost, nach Ravensbrück transportiert. Die Befreiung durch die Alliierten erlebt Zofia Posmysz im Außenlager Neustadt-Glewe am 2. Mai 1945. Obwohl man versucht sie zu überreden, in der von den Alliierten kontrollierten Zone zu bleiben, wird sie sich entscheiden, nach Polen zurückzukehren.

  17. Historisches Ereignis
    1945

    27. Januar: Die ersten sowjetischen Truppen betreten das Konzentrationsund Vernichtungslager Auschwitz. Sie finden noch etwa 7.000 kranke und erschöpfe Häftlinge vor. Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden in Auschwitz zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen ermordet, darunter mehr als eine Million jüdische Frauen, Männer und Kinder.

    BN: United States Holocaust Memorial Museum, No: 85600, Courtesy of Belarusian State Archive of Documentary Film and Photography, public domain 

  18. Werksrelevantes Ereignis
    1953

    Weinberg wird im Zuge der stalinistischen „Säuberungsaktionen“ verhaftet und angeklagt, die Gründung einer jüdischen Republik auf der Krim geplant zu haben – eine Anklage, die zwar nicht auf Tatsachen beruht, auf die aber dennoch die Todesstrafe steht. Schostakowitsch besorgt sich eine Vollmacht für die Tochter der Weinbergs für den Fall, dass sie in ein Waisenhaus geschickt wird und schreibt auch einen persönlichen Brief an Stalins stellvertretenden Ministerpräsidenten Lawrentij Beria, in dem er um die Freilassung Weinbergs bittet.

    BN: ullstein bild - Heritage Images / Fine Art Images

  19. Werksrelevantes Ereignis
    1959

    Posmysz schreibt das Hörspiel Pasaźerka z kabiny 45 (Die Passagierin aus Kabine 45). Der polnische Filmemacher Andrzej Munk beschließt aufgrund der großen Resonanz in Polen, in enger Zusammenarbeit mit Posmysz, aus dem Hörspiel ein Fernsehtheater entstehen zu lassen.

    BN: Wikimedia Commons/unbekannter Fotograf, 1969, aus: "Kultura Filmowa" 1969, nr 5-6 (129-130), s. 57, Public domain

  20. Historisches Ereignis
    1961

    13. August: Die Berliner Mauer wird errichtet, um die Abwanderung aus der DDR zu stoppen. Zwischen 1945 und 1961 haben etwa 3,5 Millionen Menschen die DDR verlassen. Bis 1989 werden mindestens 140 Menschen an der Mauer ums Leben kommen.

  21. Werksrelevantes Ereignis
    1963

    Der Film Pasaźerka feiert Premiere. Somit liegt neben dem Hörspiel, dem Skript für das Fernsehspiel, der Erzählung auch das Drehbuch für den Film vor, die alle um die biografischen Erlebnisse von Posmysz kreisen. Diese vier Quellen werden allesamt wichtig für die Entstehung der Oper Die Passagierin werden.

  22. Werksrelevantes Ereignis
    1964

    Schostakowitsch regt vermutlich die Zusammenarbeit von Weinberg und dem Musikwissenschaftler und Librettisten Alexander W. Medwedew an. Posmysz erhält das Ritterkreuz des Ordens Polonia Restituta.

  23. Historisches Ereignis
    1964

    28. November: In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wird eine neue Partei gegründet, die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD). In den Jahren nach ihrer Gründung erzielt die Partei einige Wahlerfolge und wird von 1966 bis 1972 in zeitweise sieben deutschen Landesparlamenten vertreten sein. Bei der Bundestagswahl 1969 wird sie mit 4, 3 Prozent der Stimmen relativ knapp den Einzug in den Bundestag verfehlen. Gegen die NPD werden zwei Parteiverbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht nach Art. 21 des Grundgesetzes durchgeführt. Das erste Verbotsverfahren wird 2003 aus verfahrensrechtlichen Gründen scheitern. Der zweite Verbotsantrag wird 2017 als unbegründet zurückgewiesen werden.

    BN: Photo12/Alamy Stock Photo 

  24. Werksrelevantes Ereignis
    1965

    Medwedew nimmt mit Posmysz Kontakt auf. Es wird zu zwei Besuchen kommen. Beim ersten Treffen reist Medwedew mit einem Dolmetscher zu Posmyszs Wohnung nach Warschau. Hier wird bereits über die Details der Handlung für die Oper diskutiert. Posmysz berichtet in einem Interview 2014, dass es bei diesem Treffen bereits einen Disput über einige Dinge gegeben habe, an die sie sich allerdings nicht mehr genauer erinnern kann. Beim zweiten Besuch reist Medwedew zusammen mit Posmysz nach Auschwitz, um die Handlungsorte des Romans selbst zu besichtigen. Im Folgenden wird es dann zu zwei Treffen zwischen Posmysz und Weinberg kommen.

  25. Werksrelevantes Ereignis
    1969

    Die erste deutsche Ausgabe von Posmyszs Novelle Die Passagierin wird in Ostberlin in der DDR veröffentlicht. Bereits 1967 wurde die Hörspielfassung des Textes auf Anstoß des Deutschen Demokratischen Rundfunks überarbeitet und gesendet. Die Übertragung des Filmes ins Deutsche stieß auf Widerstand in der Diktakturelite der DDR: „Munk und mir wurde vorgeworfen, die SS-Aufseherin sei zu positiv dargestellt“, so wird sich Posmysz später erinnern. Die Veröffentlichung der Novelle führt zu keinen Zensurdebatten. Der DDR-Ausgabe wird ein Nachwort von Lin Jaldati beigefügt, in dem die Erzählhaltung des Textes als problematisch und ideologisch falsch kritisiert wird. Dort wird auch kritisiert, dass die „Verfasserin die Wolfsmentalität der faschistischen Vergangenheit und der monopolkapitalistisch-neofaschistischen Gegenwart“ entlarve und sich so für den „Leser der Deutschen Demokratischen Republik“ die Erkenntnis ergebe, dass „unter unseren sozialistischen Verhältnissen die Grundlage geschaffen“ worden sei, „die ein Wiederaufleben einer solchen Mentalität von vorneherein“ ausschlösse.

    BN: privat

  26. Werksrelevantes Ereignis
    1970

    Posmysz erhält das Komturkreuz des Ordens Polonia Restituta.

  27. Historisches Ereignis
    1970

    7. Dezember: Bundeskanzler Willy Brandt geht vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau auf die Knie.

  28. Werksrelevantes Ereignis
    1971

    Weinberg wird mit dem Ehrentitel „Gefeierter Künstler der Russischen Republik“ ausgezeichnet. Offizielle Anerkennungen werden im Lauf der Jahre immer prestigeträchtiger: „Volkskünstler der Russischen Republik“ (1980) und Träger des „Staatspreises der UdSSR“ (1990).

  29. Historisches Ereignis
    1992

    16. Dezember: Der erste Stolperstein wird vor dem Kölner Rathaus verlegt. Der Künstler Gunter Demnig initiiert das Projekt. Mit in den Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie werden meist am letzten frei gewählten Wohnort verlegt. Es gibt sie in Deutschland und mehr als 20 weiteren europäischen Ländern.

    BN: Wikimedia Commons/Willy Horsch, 2008, CC BY 3.0 DEED

  30. Werksrelevantes Ereignis
    2008

    Posmysz veröffentlicht die Erzählung Christus von Auschwitz. Diese Erzählung greift eine Episode aus Die Passagierin auf. Posmysz war in Auschwitz zur Küchenschreiberin eingesetzt worden. Der Häftling Tadeusz Paolone hatte sie in Buchführung zu unterrichten. Zwischen beiden entwickelte sich während der insgesamt drei Tage dauernden Unterweisungen ein inniges Verhältnis. Er selbst war polnischer Offizier, Held des Septemberfeldzuges 1939 und im Lager Mitglied einer geheimen militärischen Organisation gewesen, wofür er am 11. Oktober 1943 erschossen wurde. Posmysz erhält den Preis des Kulturministeriums „für herausragende Erfolge in der Förderung polnischer Kultur“.

    BN: mit freundlicher Genehmigung von MOCAK - aus: Maria Anna Potocka: Zofia Posmysz - Die Schreiberin 7566 Auschwitz 1942 - 1945, MOCAK und Wallstein Verlag GmbH, 2019, S. 68  -  Fotografin:  Maria Anna Potocka

  31. Werksrelevantes Ereignis
    2010

    21. Juli: Szenische Uraufführung der Oper Die Passagierin bei den Bregenzer Festspielen unter der Musikalischen Leitung von Teodor Currentzis und unter der Regie von David Pountney.

    BN: Bregenzer Festspiele/andereart

  32. Historisches Ereignis
    2018

    18. Januar: Auf Beschluss des Deutschen Bundestages wird das „Amt des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung“ eingerichtet.

    BN: Basti93/Pixabay.com

  33. Historisches Ereignis
    2019

    9. Oktober: Terroranschlag in Halle / Saale: Am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, plante der Täter einen Massenmord an jüdischen Menschen in der Synagoge. Der Täter schafft es nicht, durch die geschlossenen Türen in die Synagoge vorzudringen und erschießt daraufhin eine Passantin vor dem Gebäude und den Gast eines Dönerimbisses. Seine Tat zeichnet er mit einer Helmkamera auf. Auf der Flucht wird er von der Polizei gefasst. Die antisemitische Motivation seiner Tat hatte er am Vortag im Internet dargelegt.

    BN: Wikimedia Commons/Datesa, 2020, CC BY-SA 4.0 DEED

  34. Werksrelevantes Ereignis
    2020

    Januar: Staatspräsident Andrzej Duda verleiht Zofia Posmysz die höchste Auszeichnung der Republik Polen, den „Orden des weißen Adlers“.

  35. Historisches Ereignis
    2023

    7. November: Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, stellt mit Expert:innen das Lagebild zum Antisemitismus vor. Nikolas Lelle, Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung, sagt bei der Pressekonferenz: „Die bittere Bilanz: Antisemitismus hat einen Platz in Deutschland.“ Die Statistiken zeigen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland so stark bedroht sind wie lange nicht mehr.

  36. Historisches Ereignis
    2024

    10. Januar: Das Medienhaus „Correctiv“ veröffentlicht eine Recherche über ein geheimes Treffen mehrerer AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer:innen. Auch zwei Vertreter:innen in einem Hotel nahe Potsdam. des CDU-nahen Vereins Werteunion waren anwesend. Auf dem vorab für die Teilnehmenden veröffentlichten Programm wurde bereits ein Vortrag von Martin Sellner, ein bekannter österreichischer Rechtsextremist, angekündigt. Den Recherchen zufolge war auf dem Treffen Ende November 2023 über Pläne zur massenhaften Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen worden. Januar / Februar: In den folgenden Wochen demonstrieren wöchentlich mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland gegen Fremdenhass, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.

    BN: Sarah Franke